Dass die Initiative von Pavements Stephen Malkmus ausging, lässt sich freilich auch nicht ohne Weiteres behaupten. Aber beteiligt an seinem Soloalbum "Traditional Techniques" 2020 unter anderem Matt Sweeney, ehemals Mitglied bei Chaves beziehungsweise saisonaler Mitstreiter von Guided By Voices, Cat Power, Iggy Pop oder Billy Corgans Zwan. Aus verschiedenen Besetzungen um Will Oldham kannte er seinerseits Jim White von Dirty Three, der in den neunziger Jahren mit Pavement auf Tour war. Beide sind sie in Will Oldhams Projektformation Superwolfes eingebunden gewesen, neben Emmett Kelly von ehemals The Cairo Gang, inzwischen hauptamtlich bei Ty Segall beziehungsweise gelegentlich Unterstützer von Angel Olson oder Beth Orton.
Hinter Stephen Malkmus lagen zwei Reunions mit Pavement, ohne dass daraus nennenswertes neues Songmaterial hervorgegangen wäre. Mehrere Soloalben sollten folgen, unter anderem mit The Jicks. Das Wenigste davon erwies sich als wirklich vielversprechend. Logisch, dass er im Frühjahr 2023 einer Testsession im New Yorker Strange Water Studio zustimmt und dort matcht es sofort. Wahre Könner mit reichlich musikantischer Erfahrung unter sich, wie gesucht und gefunden. Bevor er sich endgültig einlassen wollte und das Shangri-La Studio im kalifornischen Malibu für eine Albumeinspielung gebucht wird, macht Stephen Malkmus zur Bedingung, dass sein Vierergespann mit Matt Sweeney, Jim White und Emmett Kelly nichts Vorübergehendes bleibt, sondern eine richtige Band wird.
Das Problem mit den Supergroups nämlich ist, dass die hochgradig eigenbrötlerischen Teilnehmer sehr schnell wieder eigene Wege gehen wollen. Nicht zuletzt bleiben die Ergebnisse nur allzu oft hinter den Erwartungen zurück. Sicher, Cream mit Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker sind sensationell gewesen. Oder Crosby Stills Nash & Young! Oder George Harrisons Traveling Wilburys! Aber Blind Faith? GTR? Gizmodrome? SuperHeavy? Wild Flag? Verzichtbar wie die meisten ihrer Artgenossen.
Grundsätzlich Neues erfinden The Hard Quartet auch nicht, erledigen das aber laut dem schlicht nach der Band benannten Debütalbum bemerkenswert spielfreudig und in ebensolcher, stilistischer Bandbreite. "Chrome Mess" ist knuffiger Alternative Rock, "North Of The Border" feinster, dekonstruierter Desert Blues. "Our Hometown Boy" erinnert schwer an den Folkrock der The Byrds, "Hey" bedient sich bei The Velvet Underground, "Killed By Death" verweist im Songtitel auf Motörhead. Der Icherzähler des fast epischen "Six Deaf Rats" teilt seine Verwunderung, weshalb seine Liebste "those high heel shoes" im Bett anbehält. Die Textzeile "the modern warfare for which we train is nothing like a fuckin' video game" aus "Action For Military Boys" scheint den ewig Kriegstüchtigen ins Stammbuch geschrieben. Das Video zu "Rio's Song" ist eine Komplettadaption des Clips zum "Waiting On A Friend" der Rolling Stones, wobei die Rolle von Mick Jagger und Keith Richards bei The Hard Quartet auf Stephen Malkmus beziehungsweise Matt Sweeney übergeht. Scheint so, als bildeten die beiden den Nukleus der Formation. Die Songs schreiben nicht sie allein, ein Großteil entstand als Teamarbeit in Koautorenschaft. Sehr kurzweilig, sehr unterhaltsam! Mitte Juni 2025 sind The Hard Quartet auf Deutschlandtour.
Bernd Gürtler/TM
The Hard Quartet
"The Hard Quartet"
(Matador/Beggars; 4.10.24)
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