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Tunng

Dead Club

(Full Time Hobby)

Ausgerechnet eines der extravagantesten wie herzallerliebsten angloamerikanischen Songalben der Gegenwart handelt vom Tod! Zu einem Zeitpunkt, da die Menschheit sich einer schlimmen Viruspandemie erwehren muss! Aber Tunng wären nicht die hochgelobten britischen Folktronikas, scheuten sie das Risiko. Profund vorbereitet gewesen sind sie jedenfalls. Dem Album ging eine intensive Beschäftigung mit der Thematik voraus. Interviews mit Experten wurden geführt, ein begleitender Debattenpodcast produziert. Vollendet war "Dead Club", als sich im Herbst 2020 eine neue Infektionswelle auftürmte.

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Liam Bailey

Ekundayo

(Big Crown)

Gegenüber dem Onlinemagazin Blues & Soul äußerte Liam Bailey 2014 die Vermutung, dass es karrieretechnisch wohl zu seinem Vorteil sei, ließe er sich, wie es damals vorkam, zur männlichen Variante von Amy Winehouse ausrufen. Zumal die britische Landsmännin ihm sein Debütalbum "Definitely Now" ermöglicht hatte. Der Tonträger selbst verriet eher ein dringendes Abgrenzungsbedürfnis. Die erste Hälfte bestückt mit Rock der derben Sorte, die zweite mit einem Soul, der dem seiner Gönnerin höchstens vage ähnelte. "Ekundayo", meistenteils im Reggae verwurzelt, beschreitet erst recht eigene Wege.

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Various Artists

Preachers Tape

(Fun In The Church)

Was Populärmusikgourmets mit Vorliebe fürs Zeitgenössische ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wissen sie beim Berliner Schallplattenlabel Staatsakt genau. Dort unter Vertrag neben Isolation Berlin, International Music, Christiane Rösinger oder Jens Friebe eine ganze Reihe herausragender Bands und Einzelkünstler. Labelgründer Maurice Summen veröffentlicht mit eigenen Formationen wie Die Türen selbst auf Staatsakt. Zudem gönnt er sich das Sublabel Fun In The Church für "Outernational Music For Interplanetary People", wie es im Presseinfo heißt. "Preachers Tape" bietet einen faszinierenden Labelquerschnitt.

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Rob Mazurek

Dimensional Stardust

(International Anthem)

Der New York Times nannte Rob Mazurek kürzlich einen Schlüsselmoment seiner Musiksozialisation. Es war ein Konzertauftritt von Sun Ra, 1981, er damals gerade sechzehn geworden. Die Intensität der Musik und das organische Zusammenwirken des Begleitensembles seien überwältigend gewesen, schwärmt er noch vier Jahrzehnte später. "I was exhilarated, terrified and surprised. I thought I’d heard a few things, but nothing prepared me for that. I remember thinking to myself: 'That’s what I want to do.'" Nun endlich schließt sich der Kreis, "Dimensional Stardust" ist eine längst überfällige Referenz an das Jugendidol.

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Sun Ra Arkestra

Swirling

(Strut)

Verschwurbelte Weltraumphantasien und die Begeisterung für altägyptische Pharaonenmythologie ließen Sun Ra ein Gedankenrefugium erschaffen, das es ihm als Amerikaner schwarzer Hautfarbe erlaubte, die Rassenschranken des Alltags mühelos hinter sich zu lassen und obendrein einen Jazz hervorzubringen, der jegliche Vorstellungskraft sprengt. Space is the place, lautete sein Künstlermantra. 1993 starb der Maestro neunundsiebzigjährig an den Spätfolgen eines Schlaganfalls. Seine Begleitformation, das Sun Ra Arkestra, veröffentlicht seither sporadisch eigene Schallplatteneinspielungen.

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Half Japanese

Crazy Hearts

(Fire)

Das hat Maßstäbe gesetzt als die Half Japanese Ende der siebziger Jahre den DIY-Gedanken des Punkrock vom Schallplattenselbermachen aufs Musikmachen an sich übertrugen und dank ihnen der Musikertypus des genialen Dilettanten in die Welt kam. Aber schon aus Gründen der regelmäßigen Ausübung beherrschen selbst genialste Dilettanten irgendwann doch ihr Handwerk. Die spannende Frage ist, wie der Zwickmühle entkommen? Mit "Crazy Hearts" verdichten sich Hinweise, dass die Band um Sänger, Songtextschreiber und Scherenschnittchampion Jad Fair beherzt an Lösungsansätzen arbeitet.

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Roedelius

Drauf & Dran

(Grönland)

Dem Großteil seiner weltweiten Sympathisantenschar dürfte Hans-Joachim Roedelius als westdeutscher Elektronikpionier der Krautrockära gelten. Keineswegs zu Unrecht, immerhin hat der Sechsundachtzigjährige die Geschichte der elektronischen Populärmusik entscheidend geprägt, mit Formationen wie Cluster oder Harmonia und dann in diversen Solozusammenhängen unter anderem in Begleitung von Brian Eno. Über die Jahre ist ihm aber auch das Piano sehr ans Herz gewachsen. Oder genauer der Konzertflügel, und "Drauf & Dran" ist ein reines, ganz und gar unelektronisches Konzertflügelalbum.

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Eels

Earth To Dora

(E Works/PIAS)

Mark Oliver Everett, kurz E und Chefdenker der Eels, galt dem britischen Musikmagazin Record Collector als "enigmatic eccentric who can be humorously whimsical as he can be suicidal depressing". Grund genug, den Kummerblues zu schieben, hätte der siebenundfünfzigjährige Kalifornier jedenfalls reichlich. Sein Vater Hugh Everett III, als Begründer der "many-worlds interpretation" eine Physikerberühmtheit der Quantenmechanik, starb 1982 an Herzversagen. Mark Oliver war derjenige, der seinen alten Herrn tot auffand. 1996 beging Schwester Elizabeth Selbstmord, 1989 starb Mutter Nancy an Lungenkrebs.

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Elvis Costello

Hey Clockface

(Concord/Universal)

Das eröffnende "Revolution #49" ist eine Poetryperformance zu osteuropäisch gefärbter Folkbegleitung. Danach bei "No Flag" derber Elektrobeat, wiederum im Anschluss daran mit "They're Not Laughing At Me Now" eine herrlich angejazzte Ballade in bester Familientradition; Elvis Costellos Vater war Trompeter und Sänger einer jener Dance Bands, wie sie im Norden Großbritanniens seinerzeit schwer angesagt gewesen sind. Der Rest des Albums bewältigt einen ähnlich abenteuerlichen Stilparkour, ohne dass an irgendeiner Stelle der berühmte rote Faden abhandenkäme. Was soll man sagen, grandiose Scheibe!

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Elvis Perkins

Creation Myths

(Mir Petaluma/Bertus)

Wenn's gut werden soll, schreibt der Songschreiber am besten über sich und seine ureigene, persönliche Erlebniswelt. Elvis Perkins weiß um diese wichtige Ressource eines literarischen Schaffensprozesses. Wobei das, worauf er sich stützen kann, nichts Beneidenswertes hat. Sein Vater, Schauspieler Anthony Perkins, der Norman Bates aus Alfred Hitchcocks "Psycho", starb an den Folgen einer HIV-Infektion. Die Mutter, Berry Berenson, eine prominente Fotografin, saß in einer der beiden Passagiermaschinen, die an 9/11 von islamistischen Terrorkommandos ins New Yorker World Trade Center geflogen wurden.

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Loudon Wainwright III

I'd Rather Lead A Band

(Search Party/Thirty Tigers/Membran)

Mal nicht selber den Hut aufhaben müssen, einfach Sänger sein dürfen. Verlockende Vorstellung für jemanden, der bereits zwei Dutzend Alben mit eigenen Songs veröffentlicht hat. Und herausragenden Songs wohlgemerkt, keineswegs zufällig gilt Loudon Wainwright III als einer der Besten seiner Zunft. Nach dem Tributeprojekt "High Wide & Handsome" zum Andenken an den Banjozupfer und Countrypionier Charlie Poole, bot sich erneut Gelegenheit Verantwortung abzugeben. "I'd Rather Lead A Band" enthält Interpretationen amerikanischer Populärmusikstandards der zwanziger und dreißiger Jahre.

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Sufjan Stevens

The Ascension

(Asthmatic Kitty/Cargo)

Übersetzt bedeutet der Albumtitel so viel wie Christie Himmelfahrt. Ein Zufall? Mitnichten! Weltanschauliche Orientierung bezieht Sufjan Stevens unter anderem aus dem Christentum, vorzugsweise der orthodoxen Glaubensvariante. Obschon Vokabular und Wertvorstellungen der konfessionellen Zugehörigkeit in seine Songs einfließen, versteht sich der Fünfundvierzigjährige auf gar keinen Fall als Verkünder irgendeiner frohen Botschaft. Religiöser Eifer ist ihm fremd, und doch entfesselt es einen heiligen Zorn, wenn er an sein Amerika denken muss in der Nacht. "The Ascension" dient dem Furor als Ventil.

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The Flaming Lips

American Head

(PIAS)

Wer mit Arnold Layne des Nachts um die Vorstadthäuser zieht und Damenunterwäsche von der Moonshine Washing Line stibitzt oder in Begleitung von Lucifer Sam, Mathilda Mother und der Vogelscheuche dem Piper At The Gates Of Dawn begegnet, wird unweigerlich ein Album wie dieses abliefern. A Saucerful Of Secrets, ein psychedelisches Füllhorn, tief verwurzelt im Englischen. Dabei wollten sich die Flaming Lips unbedingt als American Band ausprobieren. Bloß um zu erreichen, dass die musikalische Vielfalt von "American Head" inhaltlich mit einer ausgeprägten Ernsthaftigkeit korrespondiert.

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Throwing Muses

Sun Racket

(Fire)

Touren, touren, touren, unterwegs sein und Auftritte bewältigen. Seit Menschengedenken dasselbe gleiche Berufsbild des Musikers. Höchstens mit dem Unterschied, dass seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts begleitend Tonträger erscheinen. Als vierfache Mutter musste Kristin Hersh Organisationgeschick beweisen, um überhaupt einer aktiven Musikerkarriere nachgehen zu können. Kurzerhand nahm sie die Kinder mit auf Tour und verteilte, auf dass ihre Erwerbstätigkeit nie ins Stocken gerät, die Aktivitäten über mehrere Standbeine, den Solobereich, die Trioformation 50 Foot Wave und eben die Throwing Muses.

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Tricky

Fall To Pieces

(False Idols)

Er verweigert sich Zuschreibungen und Klischees, trägt Frauenkleider wenn nötig, lehnt es ab bei Fototerminen grimmig dreinzuschauen, weil das erwartet wird von einem, der aus Knowle West, dem Problemviertel der südwestenglischen Hafenmetropole Bristol stammt und lateinamerikanisch-karibische Vorfahren hat. Weder über Geschlecht noch Hautfarbe möchte er sich oder seine Musik definiert wissen. Ein Leitmotiv, das seiner Mitgliedschaft bei Massive Attack geschuldet sein dürfte. Die ihn zum Miterfinder des TripHop macht, eine Pioniertat solchen Ausmaßes strahlt aus auf benachbarte Bereiche.

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Afel Bocoum

Lindé

(World Circuit)

Die Herrlichkeit der Musik steht im krassen Widerspruch zur Situation im Herkunftsland Mali. Seit Jahren eskalieren ethnische Konflikte, geschürt von islamistischen Terrorkommandos und begünstigt durch einen korrupten, schwachen Staat, dessen Regierungen mit Regelmäßigkeit vom Militär aus dem Amt geputscht werden. Afel Bocoum, gebürtiger Malier, hält mit "Lindé" dagegen. Sein Album versteht sich als Aufruf zu Dialog und Versöhnung. Denn gewöhnlich sind sich die Menschen nicht von sich aus feind. Sie werden zu Feinden, sobald sie skrupellosen, herrschsüchtigen Ideologen auf den Leim gehen.

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