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Josephine Foster And The Supposed

All The Leaves Are Gone

(Fire)

Ist das herrlich schräg, phantastisch! Entweder Josephine Foster liegt gesanglich daneben oder ihr Gitarrist vertut sich. Nicht nur wegen der höchstwahrscheinlich zufälligen Namensüberschneidung erinnert das geradewegs an Florence Foster Jenkins, die amerikanische Anwaltstochter und verhinderte Operndiva, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts New Yorker Salons und Schaubühnen erobern konnte, obwohl sie selten den richtigen Ton traf; von Meryl Streep einfühlsam dargestellt 2016 im nach der historischen Figur benannten Kinostreifen. Wobei hier genau der umgekehrte Fall vorliegen dürfte, einiges spricht dafür.

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Joe Henry

The Gospel According To Water

(EarMusic/Edel)

Ein Fluss, der kristallklar und sehr lebendig einem düsteren Felsmassiv entspringt. Die perfekte Bildallegorie das Albumcover! Joe Henry selbst beschreibt "The Gospel According To Water" als eine Songkollektion, die aus tiefschwarzer Muttererde herausgewachsen sei. Wenige Wochen vor seinem achtundfünfzigsten Geburtstag war ihm eröffnet worden, dass er an Prostatakrebs erkrankt ist. Im vierten Stadium, zweieinhalb Monate würden ihm bleiben. Eine grobe Fehleinschätzung glücklicherweise. Nach erfolgreicher Therapie präsentiert sich der amerikanische Songpoet und Produzent wieder in Bestform.

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Van Morrison

Three Chords & The Truth

(Exile/Caroline)

Stets wiedererkennbar und doch nie ein und derselbe. Sicherlich trifft es zu, dass Van Morrison zurückkehrt zum Celtic Soul früher Albumklassiker wie "Hard Nose The Highway", "Moondance" oder "Astral Weeks"; bezeichnenderweise erneut mit an Bord Gitarrenvirtuose Jay Berliner, zuständig für die Verfeinerung des Kammerjazzcharakters von "Astral Weeks". Aber ist "Three Chords & The Truth" deshalb ein billiger Abklatsch? Nicht im Geringsten! Mehr oder weniger erwartbar angesichts des Albumtitels, riskiert der irische Grantler wie selten zuvor eine Auseinandersetzung mit der Welt, die ihn umgibt, heute, hier und jetzt.

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North Mississippi Allstars

Up And Rolling

(New West/PIAS)

Der Vater der beiden Bandgründer war kein Geringerer als Jim Dickinson, bekannt durch seine Sessiontätigkeit für die Rolling Stones oder Bob Dylan sowie als Produzent von unter anderem Big Star, Green On Red und The Replacements. Ein familiärer Hintergrund, der ungeheuer Eindruck macht und sicherlich prägend war. Mindestens ebenso sehr wie Daddys Kontakte in die hochherrschaftliche Rockwelt aber, ist den Söhnen die Lebenswelt der Eltern im Mississippi Delta eine Orientierung gewesen. Mit jeder Schallplatteneinspielung der North Mississippi Allstars bringen Luther und Cody Dickinson ihre Kinderstube zum Klingen.

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Pixies

Beneath The Eyrie

(Infectious/BMG)

Was, wenn die Pixies nicht gewesen wären. Die ungemeine Spannbreite ihres Dynamikmodells diente Heerscharen von Nachfolgebands als Blaupause. Grungerocker Kurt Cobain gab offen zu, woran sich sein Megahit "Smells Like Teen Spirit" orientiert. "Nevermind", das Nirvana-Album, das den Song beinhaltet, wurde von der Library Of Congress in Washington DC für wichtig genug erachtet, es in die National Recording Registry einzugliedern, eine Sammlung der "culturally, historically or aesthetically important sound recordings." Und die Pixies? Gingen ab 1993 getrennte Wege. "Beneath The Eyrie" ist das dritte Album der 2003 reformierten Besetzung.

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Iggy Pop

Free

(Caroline)

Traue keinem rüstigen Rockrentner, der behauptet jetzt sei Schicht im Schacht. "Post Pop Depression" sollte sein letztes Studioalbum sein, hieß es 2016 eigentlich. Nachvollziehbar sogar, denn dem britischen Mojo Magazine berichtete Iggy Pop damals von massiven Gelenkschmerzen und einer Wirbelsäulenverkrümmung, zugezogen durch lebenslange Ausübung des räudigen Rock'n'Roll in Verbindung mit einer Bühnenperformance, bei der sich der Künstler nicht geschont hat. Aber anstatt die Altersruhe zu genießen, organisiert sich der Zweiundsiebzigjährige einen furiosen Abgang auf Raten. Vorerst mit einem weiteren Studioalbum.

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Bonnie "Prince" Billy, Bryce Dessner, Eighth Blackbird

When We Are Inhuman

(37d03d/Cargo)

Will Oldham betreibt ein kurioses Rollenspiel mit verschiedenen Alter Egos. Der bärtige Zausel aus Kentucky nennt das "sein eigenes Publikum sein". Aber egal ob als Palace Brothers, Palace Music, Little Willy Bulgakov oder Bonnie "Prince" Billy, lange her ein neues Album, das rundum begeistern konnte. "When We Are Inhuman" bringt die Kehrtwende, ganz sicher. In Begleitung kompetenter Mitstreiter erschließt die Scheibe Bereiche der Neuen Musik. Ein Geniestreich mit anderen Worten. Als sei Moondog bei den "Basement Tapes" von Bob Dylan & The Band eingebunden gewesen!

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Bobby Rush

Sitting On Top Of The Blues

(Deep Rush/Thirty Tigers)

Bobby Rush besetzt seine eigene Nische im Bluesuniversum. Kein gängiges Rollenmodell, das ihm entspricht. Nicht der hoffnungslos entwurzelte Streuner. Nicht der Stenz, der des Nachts am Kreuzweg seine Seele dem Teufel verkauft. Nicht der ehemalige Sträfling mit Hang zum Religiösen, der eher auf die Kanzel gehört oder wer sonst noch. Ähnlich Muddy Waters, Robert Johnson, Son House & Co. befassen sich seine Songs zwar mit Beziehungskram, einschließlich der erotischen Komponente. Anders jedoch, aber auch nicht so anders, dass ihm überregional in der Vergangenheit nennenswerte Resonanz vergönnt gewesen wäre. Das soll sich jetzt doch noch ändern.

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Nérija

Blume

(Domino)

Man muss unweigerlich an Frank Zappas Livedoppelalbum "Roxy & Elsewhere" denken, das eins seiner berühmtesten Bonmots für die Ewigkeit festhält. "Jazz is not dead, it just smells funny", kalauert er bei einer Zwischenmoderation. Bestätigung kommt aktuell aus London, wo der regelmäßig todgesagte Jazz gerade ein Revival erlebt, das überhaupt nicht streng riecht, sondern im Gegenteil Wellen schlägt, dass das britische Mojo Magazine von einer "UK Jazz Explosion" schwärmt. Nérija gehören zu den Bands der Stunde. Einer hochgelobten Debüt-EP folgt jetzt das erste Vollelängealbum.

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Various

Worldwide: 30 Years Of Real World Music

(Real World/PIAS/Rough Trade)

Peter Gabriel ist nicht der Einzige, der sich von Weltmusikeinflüssen inspirieren ließ, ging aber weiter als die meisten. Lediglich Stilanleihen zur Optimierung des eigenen, in seinem Fall von jeher garantiert ungewöhnlichen Rocksounds sind dem rastlosen Briten zu wenig gewesen. Mit dem WOMAD-Festival bietet er Weltmusikartisten seit Jahren ein Konzertforum ersten Ranges, mit Real World Records die Möglichkeit einer überregionalen Schallplatteneinspielung. Zum dreißigsten Gründungsjubiläum des Labels erschien ein Werkschaualbum.

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The Flaming Lips

King's Mouth

(Bella Union/PIAS)

Ein Vierfachalbum mit denselben Songs auf jeder Scheibe. Oder genauer gesagt mit jeweils einer von vier Tonspuren, aus denen die Songs insgesamt bestehen. Wer die Stücke als Ganzes hören möchte, muss die vier Tonträger zeitgleich auf vier verschiedenen Audiogeräten abspielen. Völlig abwegig? Absolut und doch wahr geworden 1997 bei "Zaireeka" von den Flaming Lips. Logisch, dass den Psychedelicpunks aus Oklahoma City mitunter die Orientierung abhandenkommt im Dickicht ihrer skurrilen Einfälle. Bislang aber fand sich noch immer ein Ausweg. Was 1999 mit "The Soft Bulletin" gelang, wiederholt sich gerade.

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Lee Scratch Perry

Rainford

(OnU/RTD)

Wenn Bob Marley der Botschafter des Reggae war, dem das Verdienst zufällt, jener jamaikanischen Populärmusikform Weltgeltung verschafft zu haben, dann war Lee Perry der Alchimist, der die Elemente ungewöhnlich miteinander zu verbinden wusste und einer aufregend neuen Klangästhetik zum Durchbruch verhalf, egal ob als Produzent oder ausübender Künstler. Mit "Rainford" erweitert der Dreiundachtzigjährige, bekannt auch als 'Scratch' oder wahlweise 'The Upsetter' sein beachtliches Gesamtwerk um ein weiteres grandioses, eigenes Album, das sein bislang persönlichstes ist.

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Sinkane

Dépauysé

(CitySlang)

Ein Weltbürger, der es sich nicht aussuchen konnte, jedoch das Beste daraus macht. Familiär im Sudan verwurzelt, praktiziert Ahmed Gallab mit seiner Band Sinkane einen Panafrikanismus der Vielfalt. Manchmal erinnert der Sound an Fela Kutis Afrobeat, dann wieder an den Funk eines Sly Stone, um sich im nächsten Moment Bob Marleys Reggae überzustreifen. Der Grundgedanke ist jeweils derselbe, nämlich dass der Künstler sich durch die Musik Klarheit über seinen Platz in der Welt verschaffen will. Mit "Dépauysé" scheinen Fortschritte gemacht.

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Josh Ritter

Fever Breaks

(Alive)

Das entscheidende Aha-Erlebnis beschert Song Nummer sieben, "All Some Kind Of Dream". Die naheliegende Vermutung nach den Eröffnungszeilen "I saw my brother in a stranger's face/I saw my sister in a smile" bestätigt sich, wenn es kurz darauf heißt, "I saw my country in the hungry eyes/Of a million refugees/Between the rocks and the rising tide/As they were tossed across the sea/There was a time when we were them/Was there a time when we took them in?/Or was it all some kind of dream?"

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Rodrigo y Gabriela

Mettavolution

(BMG)

Akustische Gitarrenmusik, die begeistert und eine erstaunliche Vorgeschichte mitbringt. Geboren Anfang der siebziger Jahre in Mexico City und aufgewachsen unter dem Eindruck der elterlichen Faszination für Flamenco und Jazz, finden Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero im Teenageralter zum Heavy Metal und verschreiben sind der Stilistik mit ihrer Band Tierra Ácida.

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Gang Of Four

Happy Now

(Gill Music Ltd.)

Das Referenzalbum zu Gang Of Four bleibt ihr mehrfach wiederveröffentlichtes und rundum ausgedeutetes Debütalbum "Entertainment!" von 1979. Diverse Literaturquellen besagen, dass "Ether" von IRA-Häftlingen in britischen Gefängnissen handelt, "5.45" von Terroranschlägen in Lateinamerika erzählt und wie Medien darüber berichten, "At Home He's A Tourist" der Working Class und ihrer trostlosen Alltagswelt gewidmet ist.

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