|   Rezension

Cass McCombs

Interior Live Oak

(Domino)

Sechzehn Songs und fast ausnahmslos schnuckelige Ohrwürmer! Selten kam Cass McCombs charmanter um die Ecke als bei "Interior Live Oak" und darf sich obendrein das Fleißbienchen des Monats anheften. Zwischendurchbeschäftigungen, vom Gewohnten abweichend, bewirken manchmal Wunder.

Im Anschluss an die hochgelobten Vorgängeralben "Tip Of The Sphere" und "Heartmind" war nicht etwa Müßiggang angesagt. Unter der Überschrift "Seed Cake On Leap Year" finden sich auf Tonträger gebündelt Homerecordings aus frühesten Anfangstagen, die ausgewählt und zusammengestellt sein wollten.

Davor entstand für Smithsonian Folkways Records das Album "Mr. Greg & Cass McCombs Sing And Play New Folk Songs For Children" mit zeitgenössischen Kinderliedern, gedacht, den Wert von Freundschaften nahezubringen beziehungsweise Verständnis für Diversität und Selbstfürsorge zu wecken; ebenfalls untergebracht Respektsbekundungen für Ruth Bader Ginsburg und Harvey Milk, die wegen ihrer aufrechten Haltung bewunderte Richterin am Supreme Court beziehungsweise den 1978 ermordeten Streiter für die Rechte von Schwulen und Lesben.

Wiederum davor kuratiert Cass McCombs "Dreaming Of You (1971-76)", eine Songkollektion aus dem Nachlass von Karen Black; bei seinem Song "Dreams-Come-True-Girl" war die 2013 verstorbene, nicht nur aus "Easy Rider" bekannte amerikanische Schauspielerin als Gastsängerin eingesprungen.

Ob Karen Black auch die Angebetete aus "Priestess" von "Interior Live Oak" ist, die in die Freuden des Drogenrausches einweiht und ganz in Schwarz gekleidet auf ihrer Veranda John Prines "Angel From Montgomery" trällert? Eher wohl nicht, die Geburtsjahrgänge und Herkunftsorte liegen zu weit auseinander. Der Song rührt an Jugenderinnerungen aus San Francisco, wo "Interior Live Oak" mit Weggefährten von einst hauptsächlich aufgenommen wurde. Aber illusorisch natürlich, Cass McCombs würde irgendwann Hintergrunddetails preisgeben. Er bleibt konsequent zugeknöpft, redet sowieso ungern und möchte schon gar nicht sich oder das Warum und Wieso seines Schaffens erklären.
Bernd Gürtler/TM


Cass McCombs
"Interior Live Oak"
(Domino; 15.8.25)


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Foto: Silvia Grav

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