|   Rezension

Steve Earle & The Dukes

Guy

(NewWest)

Öffentliche Heldenverehrung ist nichts, womit sich Steve Earle jemals schwergetan hätte. Weithin berühmt sein markiges wie honoriges Bonmot, Townes Van Zandt sei "the best songwriter in the whole world, and I'll stand on Bob Dylan's coffee table in my cowboy boots and say that." Dem 1997 verstorbenen Van Zandt war bereits 2006 sein Album "Townes" gewidmet. Jetzt ist Guy Clark an der Reihe, 2016 in die ewigen Jagdgründe eingegangen.

Ohne ein Tributealbum für sein anderes großes Vorbild, wird Steve Earle im Pressetext der Plattenfirma zitiert, wäre ihm unwohl, wenn er demnächst selbst ins Musikerjenseits abberufen wird. Zumal er Guy Clark jede Menge ganz praktische Schützenhilfe verdankt. Er ist es gewesen, der ihm als Bassnachfolger von Rodney Crowell in seiner Band eine Chance gab und bei den ersten Schreibversuchen half. Mit Sicherheit gab es einiges zu lernen. Während Townes Van Zandt wegen seiner kraftvoll bebilderten Emotionalität geschätzt wird, lag Guy Clarks Stärke in seiner ansteckenden Detailfreude. Man bekomme vom bloßen Hinhören Appetit auf "Mad Dog Margaritas" in einer "chilly parlor bar" in Texas, hinterließ ein Onlinekommentator zum berühmten "Dublin Blues", den Steve Earle zusammen mit weiteren fünfzehn Songs seines Idols auf unnachahmliche Weise gecovert hat. Ebenfalls wiederzuentdecken auf "Guy", das nicht minder großartige "Desperados Waiting For A Train" über einen Jungen, der in einem vom schweren Erwerbsleben gezeichneten alten Mann seinen Lehrer für die Dinge des Lebens findet. "From the time that I could walk he'd take me with him/To a bar called the Green Frog Café/There were old men with beer guts and dominos/Lying 'bout their lives while they'd played/And I was just a kid/They all called his 'Sidekick'", heißt es im Text. Eine echt anrührende Geschichte, die mit den Zeilen schließt, "A day before he died, I went to see him/I was grown and he was almost gone/So we just closed our eyes and dreamed us up a kitchen/And sang another verse to that old song/'Come on, Jack, that son of a guns are comin''/Like desperados waitin' for a train."
Bernd Gürtler/TM


Steve Earle & The Dukes
"Guy"
(NewWest; 29.3.2019)


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