Korrektheitshalber genannt sei als Dritter im Bunde Dave Vettraino, der ähnlich Teo Macero bei Miles Davis und dessen "In A Silent Way" beim Edieren des Rohmaterials zur Hand ging. Das Rohmaterial selbst stammt ausnahmslos von Rob Mazurek und Chad Taylor. Miteinander verbandelt sind die beiden, seit Chad Taylor an den von Rob Mazurek und Jeff Parker im Chicagoer Jazzklub Green Mill Cocktail Bar veranstalteten Underground Sessions am Sonntagnachmittag als Schlagzeuger teilnahm.
Sprich, bis ins Jahr 1994 geht die Bekanntschaft zurück, und während Jeff Parker gemeinsam mit John McEntire bei Tortoise die von Neuer Musik geprägte Variante des Post Rock entwickelt, verfolgen Rob Mazurek und Chad Taylor die Wurzeln im Free Jazz, als Chicago Underground Duo, Chicago Underground Trio, Chicago Underground Quartet, Chicago Underground Orchestra beziehungsweise in diversen anderen Konstellationen, Chad Taylor unter anderem im Verbund mit Jaimie Branch bei Fly Or Die.
"Hyperglyph" folgt auf "Locus" von 2014 und bringt einiges zusammen. Rob Mazureks dreiteilige "Egyptian Suite" ist eine Referenz an seinen Mentor, den Freejazzer Bill Dixon. Im Titelstück nutzt er ein RMI Electra Piano, wie es Miles Davis auf "Bitches Bew" zum Einsatz brachte. Chad Taylors Beatanleihen in Nigeria, Mali, Zimbabwe und Ghana wollen auf die afrikanischen Wurzeln der Jazzrhythmik hinweisen. Wirkt das eröffnende "Click Song" wie die elektrifizierten Master Musicians Of Joujouka mit Brian Jones höchstpersönlich am Synthesizerbass, hätte das finale "Succulent Amber" gut auf der Rückseite von Kraftwerks "Autobahn" unterkommen können, im Anschluss an "Mitternacht" und "Morgenspaziergang". Ein unglaubliches Musikuniversum, das sich hier auftut!
Bernd Gürtler/TM
Chicago Underground Duo
"Hyperglyph"
(International Anthem; 15.8.25)
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