|   Rezension

Rob Mazurek

Lightning Dreamers

(International Anthem)

Ein einzigartiges Naturschauspiel dort vor den Toren der brasilianischen Großstadtmetropole Manaus, wo der Rio Negro in den Amazonas mündet. Humusschwarzes Wasser trifft auf lehmbraunes und hebt sich deutlich vom anderen ab! Die Wissenschaft erklärt das Phänomen mit den unterschiedlichen pH-Werten der Gewässer. Wer es weniger prosaisch möchte, buche eine Fernreise und bestaune das Farbenwunder von einem Ausflugsdampfer aus. Allen anderen seien Rob Mazureks "Black River" und "White River" ans Herz gelegt, beide untergebracht mit drei weiteren Stücken auf "Lightning Dreamers".

Rob Mazurek als umtriebig zu bezeichnen, grenzt an maßlose Untertreibung. Mehr als siebzig Albumeinspielungen sind über die Jahre laut Presseinfo des Schallplattenlabels zusammengekommen, mit Isotope 2017, Chicago Underground oder dem Exploding Star Orchestra, das auch an den Einspielung von "Lightning Dreamers" beteiligt war.

Die Kernbesetzung bestand diesmal aus Sänger Damon Locks, Schlagzeuger Gerald Cleaver, dem Perkussionisten Mauricio Takara sowie Angelica Sanchez und Craig Taborn am Piano beziehungsweise Jeff Parker an der Gitarre.

"Black River" verwendet Material eines Konzertauftritts vom Februar 2022 beim Pariser Musikfestival Sons d'hiver, die wenige Monate später verstorbene Trompeterin Jaimie Branch ist dort als Synthesizerspielerin zu hören. Alle übrigen Stücke entstanden im Sonic Ranch Studio von Westtexas.

Rob Mazurek wohnt aktuell knapp zweieinhalb Autostunden südöstlich in Marfa, Texas, eine Eintausendsiebenhundertseelenwüstenortschaft, bei deren Namensnennung Kunstkennern die Ohren klingeln.

Angelegt Ende des neunzehnten Jahrhunderts als Wassertankstelle für die Dampflokomotiven der Eisenbahn und benannt, je nachdem, wen man fragt, nach einer Romanfigur aus Dostojewskis "Die Brüder Karamasow" oder Jule Vernes "Der Kurier des Zaren", wählte der Maler, Bildhauer und Architekt Donald Judd den Flecken zu seinem Lebensmittelpunkt. Ihm verdankt Marfa den Ruf als Hot Spot moderner Kunst.

Verwunderlich, dass Rob Mazurek die vibrierende Vitalität seiner Geburtsstadt Chicago gegen Marfa eintauscht? Sicher nicht, er selbst ist in der bildenden Kunst unterwegs und versteht sich seiner eigenen Website zufolge als Abstractivist. Keine sonderlich überraschende Nachricht freilich für diejenigen, die sein musikalisches Schaffen schon länger verfolgen. Dort ging es von jeher um abstrakte Farben, Formen und Strukturen. BG/TM


Rob Mazurek
"Lightning Dreamers"
(International Anthem; 31.3.2023)


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Foto: Rob Mazurek

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