Fertiggestellt wurde "Fly Or Die Fly Or Die Fly Or Die ((world war))" mehr oder weniger noch zu ihren Lebzeiten und endgültig vollendet unter Aufsicht ihrer Familie und Mitwirkung der Bandmitstreiter von Fly Or Die, einer Improvisationsformation aus Lester St. Louis, Jason Ajemian und Chad Taylor, die nie etwas anderes im Sinn hatte als immer und zu jeder Zeit voll aufs Ganze zu gehen. Dass es laut Begleitbooklettext diesmal mehr von allem geben sollte, sprich "longer forms, more modulations and more noise", war nicht etwa zu hoch gegriffen, ein überraschender Einfall folgt dem nächsten.
Elastische Kontrabässe, fette Streicher, Schlagwerk und rätselhafte Keyboards flechten gekonnt eine Rahmenhandlung für Jaimie Branchs markante Trompete. Teils freie Instrumentalpassagen wechseln mit Songformen und Gesang. Das "Comin' Down" der Meat Puppets, im Original derber Cowpunk, wurde in "The Mountain" umbenannt und wirkt wie ein Gospelsong, in Auftrag gegeben bei der Carter Family. "Baba Louie" entführt ins New Orleans mit seinen Straßenparaden der Brass Bands.
Und es scheint als hätte Jaimie Branch eine letzte mahnende Botschaft hinterlassen. "Everything feels broken, crippling or token/You wonder why the world slips away/Believe me, the future lives inside us/Don’t forget to fight, don’t forget the fight, don’t forget, don’t forget", heißt es in "Burning Grey". Während ihr mantrahaftes "Take Over The World" den Erdtrabanten in die Hände derer zu legen gedenkt, die ihn bewahren wollen und nicht aus reiner Profitgier endgültig ruinieren. Langweilig war es mit Jaimie Branch nie, bei "Fly Or Die Fly Or Die Fly Or Die ((world war))" aber wachsen sie und die ihren über sich selbst hinaus. Ein unglaubliches Album, schlicht überwältigend!
Bernd Gürtler/TM
Jaimie Branch
"Fly Or Die Fly Or Die Fly Or Die ((world war))"
(International Anthem; 25.8.23)
