"If I had a dime for every time/Tell I'm not what you need/If I had a quarter I would pull it together/And I would take it to the bank and then leave", spöttelt es süffisant in "Woman", einem Duett mit Lena Del Ray. Aber Chan Marshall, die Kreativschaffende hinter Cat Power ist Kummer gewohnt. Als Scheidungskind vielfach umgezogen, fällt es ihr später selbst schwer, Beziehungen aufrecht zu halten. Sie entwickelt eine fatale Neigung zu Alkohol und Drogen, wird bei Bühnenauftritten jahrelang von einem furchtbaren Lampenfieber geplagt. Einen scharfen Kontrapunkt zum katastrophengeschüttelten Lebensalltag bilden die rigoros in sich gekehrten Albumeinspielungen, bei ständig reduzierteren musikalischen Mitteln. Auf "Wanderer" reichen inzwischen dezente Akustikgitarren, etwas Perkussion und freischwebende Pianocluster, um ihren zerbrechlichen Gesang aufzufangen. Der Titelsong wird zur Eröffnung komplett Acapella gesungen. Auf dem Frontcover abgebildet das, was der sechsundvierzigjährigen Amerikanerin im Augenblick am wichtigsten ist, ihr dreijähriger Sohn und ihre Gitarre.
Bernd Gürtler/TM
Cat Power
"Wanderer"
(Domino; 5.10.2018)