Peter Braatz und Thomas Schwebel sind Schulfreunde im Solingen der Endsiebzigerjahre. Der eine wird sich demnächst in Anlehnung an einen Song der Kinks Harry Rag nennen, der andere alsbald zu Mittagspause wechseln beziehungsweise mit Peter Hein die Fehlfarben gründen. Zunächst jedoch sind S.Y.P.H. ihre gemeinsame Band, deren Sound unter dem Eindruck regelmäßiger Besuche im Ratinger Hof in Düsseldorf ganz auf Linie liegt zum räudigen Punkrock wie in London oder New York praktiziert. Erste Tonträgerveröffentlichungen erscheinen, darunter das nach der Band benannte Debütalbum mit Klassikern wie "Zurück zum Beton" oder "Industriemädchen", verlegt von Carmen Knoebel, der Programmchefin des Ratinger Hofs, auf ihrem Label Pure Freude.
Bereits 1976 hatte Harry Rag für seine Schülerzeitschrift Holger Czukay zum Interview getroffen und kann den Bassisten der Kölner Krautrockformation Can jetzt als Produzenten gewinnen. "Pst", Album Nummer zwei, ist Punkkrautrock erster Güte, der Albumnachfolger "4" setzt sogar noch einen drauf. Holger Czukay lässt mehrfach sein Waldhorn ertönen und zitiert an einer Stelle sogar Can. Beide Alben gehören zum Aufregendsten, was Westdeutschlands Subkultur an Populärmusik hervorgebracht hat! Leider findet die Kooperation keine Fortsetzung, im Gegenteil, die Band pausiert für eine Weile.
Das Debütalbum "S.Y.P.H." (Covergestaltung Marcus Oehlen, seines Zeichens Maler und Konzeptkünstler beziehungsweise ebenfalls Mitstreiter von Mittagspause und Fehlfarben) sowie "Pst" (die Covergestaltung diesmal besorgt von Carmen Knoebels Ehemann, dem aus Sachsen stammenden Maler und Bildhauer Imi Knoebel) und "4", liegen jetzt als Wiederveröffentlichungen auf LP, CD und digital vor, ergänzt um die Compilations "Pure Freude Singles" und "Punkkraut 78 – 81".
Bernd Gürtler/TM
S.Y.P.H.
"S.Y.P.H."
(Tapete; 6.12.24)
S.Y.P.H.
"Pure Freude Singles"
(Tapete; 6.12.24)
S.Y.P.H.
"Pst"
(Tapete 4.4.25)
S.Y.P.H.
"S.Y.P.H." (Album 4)
(Tapete 4.4.25)
S.Y.P.H.: "Punkraut 1978-1981"
(Tapete 4.4.25)
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