Gegründet 1978, begegnen Hans-A-Plast im Jahr darauf anlässlich eines Auftritts beim ersten Festival des Hannoveraner Fanzines und späteren Schallplattenlabels No Fun ihrer zukünftigen Sängerin Anette Benjamin, die damals schon einiges an Turbulenzen bewältigt hat. Das Schüleraustauschjahr in den USA bricht sie ab, schmeißt die Schule, büxt aus von zuhause und schlägt sich in Amsterdam als Küchenhilfe und Reinigungskraft einer Jugendherberge durch.
Nächste Station ist London, wo sie Sozialhilfe bezieht und Kunststudenten Modell sitzt, aber auch in den Genuss eines Auftritts der X-Ray Spex kommt, deren Sängerin Poly Styrene mächtig Eindruck macht. Bei Hans-A-Plast wird Anette Benjamin nicht nur die Frauenquote auf drei erhöhen, sondern, wie das westdeutsche Fachblatt Musik Szene formuliert, den "Befreiungssongs" der Band "gegen Kirche, Staat, Institutionen, Helden, Erzieher, Verführer" ihre Stimme leihen und überdies mit burschikoser Offenherzigkeit von weiblicher Begierde und Selbstbestimmtheit erzählen.
Nachdem die Schlagzeugerin ein Kind erwartet, ist es um Hans-A-Plast geschehen. Anette Benjamin geht abermals nach London, um doch noch einen Schulabschluss zu erlangen, und gründet selbst Familie. Der schmale Backkatalog der Band aus den drei Albumklassikern "Hans-A-Plast", "2" sowie "Ausradiert", zum ursprünglichen Veröffentlichungszeitpunkt jeweils zehntausendfach über die Ladentische gegangen, liegen ab sofort als Neuedition auf LP, CD und digital vor.
Bernd Gürtler/TM
Hans-A-Plast
"Hans-A-Plast"
(Tapete; 28.7.23)
Hans-A-Plast
'"2"
(Tapete; 28.7.23)
Hans-A-Plast
"Ausradiert"
(Tapete; 28.7.23)
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