Publikumserwartungen wollte Michael Gira von vornherein nicht bedienen. Deshalb ein harter Schnitt als die martialischen Noiserockredundanzien der Swans in den späten achtziger Jahren zur schönen Gewohnheit werden, abgöttisch verehrt von den einen als reinigendes Klanggewitter, von anderen gemieden wie die Pest aus Furcht vor bleibenden Gehörschäden. Mit neuer Begleitformation, den Angels Of Light, wechselt der Bandchef nach "Swans Are Dead" zum Neofolk.
Vorhalten wird sein Kurswechsel bis Anfang der Zweitausendzehnerjahre, dann feiern die Swans fröhliche Wiederkunft, differenzierter und melodischer als bisher, ansonsten wie gehabt. In Stein gemeißelt scheint auch das nicht. "This album constitutes my final foray into the all-consuming sound worlds that have been my obsession for years", lässt Michael Gira im Presseinfo des Schallplattenlabels zu "Birthing" ausrichten. Für Herbst 2025 sei noch eine Tour in der bekannten Soundkonfiguration geplant, danach würden die Swans weiter bestehen, solange es geht, aber "in a significantly pared down form."
Wie die deutlich reduzierte Variante aussehen soll? Den Angels Of Light nicht unähnlich eventuell, möglicherweise häufiger erweitert um aktuelle Zeitbezüge. Das knapp zwanzigminütige "I Am A Tower", wo Michael Giras amtierender Saitenquäler Kristof Hahn Robert Fripps berühmtes Gitarrensolo aus David Bowies "Heroes" repliziert, ist laut Pressinfo dem Alptraum von einem flotten Dreier entsprungen, mit Donald Trump, dessen Anwaltsspezi Roy Cohn und Richard Nixon als handelnde Personen. Die unermüdlich wiederholte Textzeile "I, alone, will fix it" hebt ab auf Donald Trumps pathologische Egozentrik, der Songtitel dient als Metapher für seine eingebildete Manneskraft. Veröffentlicht wird "Birthing" als vinyles Dreifachalbum, digital sowie Doppel-CD, deren Erstedition mit Bonus-DVD.
Bernd Gürtler/TM
Swans
"Birthing"
(Mute; 30.5.25)
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