Nach Deutschland kam Ozan Ata Canani als Sohn eines türkischen Gastarbeiters. Um den Wegzug aus der angestammten Heimat im ländlichen Südosten der Türkei erträglicher zu gestalten, schenkt ihm der Vater eine Baglama aus der Familie der Langhalslauten; die Geschichte solcher Saiteninstrumente reicht Jahrhunderte zurück bis an den Osmanischen Hof. Auf Geburtstagsfesten und Hochzeiten präsentiert Ozan Ata Canani bereits im Teenageralter eigene Songs, sowohl in türkischer Sprache als auch auf Deutsch. Sein berühmtes "Deutsche Freunde" thematisiert das Schicksal der Gastarbeiter in menschenunwürdigen Jobs fern der Heimat und wie Gastarbeiterkinder im Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen heranwachsen.
Ende der siebziger Jahre findet Ozan Ata Canani Anschluss an Die Kanaken um Anadolurockurgestein Cem Karaca, der vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden Militärputsches in der Türkei, um politisches Asyl in Westdeutschland ersucht hatte. Mitte der achtziger Jahre endet Ozan Ata Cananis Musikerkarriere zunächst, erst drei Jahrzehnte später wird der Faden aufgriffen, nachdem die Compilation "Songs Of Gastarbeiter" "Deutsche Freunde" zu neuer Popularität verhilft.
"Die Demokratie" ist das zweite Album seither. Weniger gut harmonieren seine Songtexte in deutscher Sprache mit den türkischen Musikelementen, besser fügt es sich, wenn Ozan Ata Canani auch auf Türkisch singt. Seine Botschaft ist umso wichtiger, denn es trifft zu, Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern muss tagtäglich gegen ihre Verächter verteidigt werden. Und das macht Mühe, ganz recht. Wer wie die Menschen in der Türkei, Demokratie aus eigener Kraft erkämpfen muss, weiß nur zu gut, was das bedeutet.
Bernd Gürtler/TM
Ozan Ata Canani
"Die Demokratie"
(Fun In The Church; 20.6.25)
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