|   Rezension

Eels

Earth To Dora

(E Works/PIAS)

Mark Oliver Everett, kurz E und Chefdenker der Eels, galt dem britischen Musikmagazin Record Collector als "enigmatic eccentric who can be humorously whimsical as he can be suicidal depressing". Grund genug, den Kummerblues zu schieben, hätte der siebenundfünfzigjährige Kalifornier jedenfalls reichlich. Sein Vater Hugh Everett III, als Begründer der "many-worlds interpretation" eine Physikerberühmtheit der Quantenmechanik, starb 1982 an Herzversagen. Mark Oliver war derjenige, der seinen alten Herrn tot auffand. 1996 beging Schwester Elizabeth Selbstmord, 1989 starb Mutter Nancy an Lungenkrebs.

"Earth To Dora" ist nach "The Deconstruction" von 2018 Mark Oliver Everetts zweites Album als Vater eines Sohnes, von dessen Mutter sich die Trennung vollzog, als das gemeinsame Kind noch nicht geboren war. Auch wiederum gegenüber Record Collector wollte er festgehalten wissen, dass die Veröffentlichung eher einem "Beatles For Sale" entspreche als mit "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" vergleichbar sei, also mehr eine lose Songsammlung als ein Konzept vorliegt und der Titelsong lediglich aus gereimten SMS-Korrespondenzen mit einer ehemaligen Lichttechnikerin der Eels besteht.

Spätestens bei "Are You Fucking Your Ex" jedoch zeichnet sich ab, dass hier nach wie vor ohne Ende Trennungsschmerz bewältigt und munter ziemlich schmutzige Beziehungswäsche gewaschen wird. "She’s beautiful/But she doesn’t fight fair/What makes her think/She can go there", heißt es in "Dark And Dramatic". Während "The Gentle Souls" noch einen draufsetzt und herzhaft grantelnd verkündet, "I chewed her up and threw her out/Out on the street like a garbage sack/And every day she's calling me up/I don't see why she'd wanna come back/Knocking on her best friend's door/Is it ok if i crash here".

Wobei der Verweis auf die Beatles gar nicht so verkehrt ist. "Earth To Dora" wirkt wie ein verschollenes Studioalbum der Liverpooler Pilzköpfe im Windschatten von "Sgt. Pepper". Noch vorhanden eine psychedelische Grundfärbung, tendenziell allerdings geht es wieder Richtung bodenständiger Rockformen. Ein wunderliches "The White Album", damit wäre "Earth To Dora" wohl treffend beschrieben.
BG/TM


Eels
"Earth To Dora"
(PIAS; 30.10.2020)


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