Die 1981 in Newport, Rhode Island mit Halbschwester Tanya Donelly gegründete und vormals dem Alternative Rock zugerechnete Band, ist heute eine andere als, sagen wir, 1995 zu Zeiten von "University". Kein auf Ohrwürmer bedachtes, melodisches Wetterleuchten mehr.
"Sun Racket" wirkt statisch, wie Gewitterwolken, die seit Tagen bedrohlich am Himmel hängen. "It refused to do anything but sit still", wird Kristin Hersh im Presseinfo des Schallplattenlabels zum Album zitiert. Die Songinhalte gestalten sich entsprechend, begünstigt durch eine von ihr praktizierte, psychotherapeutische Technik, die sich Eye Movement Desensitization and Reprocessing, kurz EMDR nennt, eingesetzt üblicherweise zur Bewältigung posttraumatischer Belastungsstörungen. "Bo Diddley Bridge" etwa handelt von einer tatsächlichen Brücke "on an island where I grew up and where my kids grew up", gab Kristin Hersh dem Webmagazin PopMatters zu Protokoll. Und dass ihr jüngster Sohn Bodhi "wanted to recapture some of his childhood, because his dad had left, and his brothers had left, and it's just been so hard. So, he was fishing under Bo Diddley Bridge. I was on something like Klonopin, something to calm me down, and fell asleep on the rocks, and the tide came in, and I didn't wake up, so I was out in the water, and I was swimming, I just woke up swimming."
Nicht unbedingt der kurzweiligste Stoff, elegant aufgefangen jedoch durch eine verblüffende dynamische Vielfalt und tief in die Klangstruktur eingewobene Melodiebögen. Langweilig wird einem das Zuhören jedenfalls nicht.
Bernd Gürtler/TM
Throwing Muses
"Sun Racket"
(Fire; 4.9.2020)