|   Rezension

Baxter Dury

The Night Chancers

(Le Label/PIAS)

Was ist ein Night Chancer? "Basically a bastard on the other side of a wall", verriet Baxter Dury dem britischen Musikmagazin Record Collector. Der Lauscher an der Wand sozusagen, freiwillig unfreiwillig fasziniert und gleichermaßen irritiert von dem, was im Hotelzimmer, der Wohneinheit nebenan vor sich geht. Spannend das Album, von daher vorrangig wohl für die Großstadtpopulation überzeugter Individualisten, die dicht gedrängt in den Weltmetropolen haust und an der Oberflächlichkeit ihrer Sozialkontakte verzweifelt. Wenn nicht noch eine weitaus originellere Bedeutungsebene eingewoben wäre.

Muskulöse Basslinien, üppige Streicher, schmachtende Backgroundsängerinnen. Keine Frage, "The Night Chancers" ist so sehr Disco wie Blondies "Heart Of Glass" Disco gewesen ist. Aber, stellt ebenfalls Record Collector fest, die Frauenstimmen unterwandern das maskuline Element. Richtig, entgegnet Baxter Dury, so war das gedacht. Das Album entstand unter dem Eindruck der MeToo-Debatte. Deshalb singe er "about some of the unkind sides of male behaviour in us all. I guess we all have a reason to wake the fuck up and start thinking about it." Wer wissen will, was genau gemeint ist, einfach den Videoclip zu "Slumlord" schauen. Dennoch legt der Künstler Wert darauf festzustellen, die zehn Songs seien Spiegelbild einer "confused world of characters, and no one's really right or wrong". Hätte man an Hand des Albumcovers nicht vermutet so ein großes Thema oder?
BG/TM


Baxter Dury
"The Night Chancers"
(Le Label/PIAS; 20.3.2020)


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Foto: TomB

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