|   Rezension

Courtney Barnett

Things Take Time, Take Time

(Marathon Artists)

Das Intro zum ersten Song beschert eine Schrecksekunde. Was soll das werden, etwa "In The Air Tonight"? Glücklicherweise nimmt es einen anderen Verlauf, aber der Ton ist gesetzt. Geprägt das Album mehr oder weniger von Gitarre und Rhythmusmaschine. Eigentlich die perfekte Versuchsanordnung für pandemische Notsituationen, wo am besten jeder für sich werkelt, um Sozialkontakte zu vermeiden. Komisch bloß, dass Courtney Barnett keinerlei Coronatrübsinn verbreitet. Oder sich in Trennungsschmerz wälzt wie Phil Collins mit seinem ersten Solohit und mehreren frühen Soloalben.

Wahrgenommen die gebürtige Australierin bei ihrem Albumerstling "Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit" von 2015 als Retterin des Rock wie Bruce Springsteen zu Zeiten von "Born To Run".

Doch nicht ohne Charme das klassische Rocksongmodell, das raffiniert gereimte Songtexte und eingängige Melodien organisch miteinander verbindet, so dass die Musik fast aus den Songtexten zu erwachsen scheint.

Damals und auch noch 2018 beim Nachfolgealbum "Tell Me How You Really Feel" habe sie jedoch einfach einen Witz gerissen, wenn sie wütend oder verletzt war, lässt Courtney Barnett im Presseinfo des Schallplattenlabels ausrichten. Mit Album Nummer drei jetzt, wollte sie Verletzlichkeit zulassen. Denn merke, "The world is so pointless, and so fucked in so many ways, but there's so many beautiful little small moments happening." Nicht umsonst heißt es zu Beginn in "Rae Street", "There’s one thing I know/ The sun will rise today and tomorrow/We got a long, long way to go."

Die kleinen Dinge wertschätzen, mehr mit dem Universum im Einklang leben, das nunmehr entdeckt von ihr als Garant für Zufriedenheit und Glück. Deshalb wirkt "Things Take Time, Take Time" regelrecht aufgekratzt. So aufgekratzt jemand sein kann, dem nachgesagt wird, mit Pokerfacemine Textzeilen vortragen zu können wie "He said, 'I could eat a bowl of alphabet soup and spit out better words than you'/But you didn't. And you’re kidding yourself if you think the world revolves around you."
BG/TM


Courtney Barnett
"Things Take Time, Take Time"
(Marathon Artists; 12.11.2021)


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Foto: Marathon Artists

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