|   Rezension

Liam Bailey

Ekundayo

(Big Crown)

Gegenüber dem Onlinemagazin Blues & Soul äußerte Liam Bailey 2014 die Vermutung, dass es karrieretechnisch wohl zu seinem Vorteil sei, ließe er sich, wie es damals vorkam, zur männlichen Variante von Amy Winehouse ausrufen. Zumal die britische Landsmännin ihm sein Debütalbum "Definitely Now" ermöglicht hatte. Der Tonträger selbst verriet eher ein dringendes Abgrenzungsbedürfnis. Die erste Hälfte bestückt mit Rock der derben Sorte, die zweite mit einem Soul, der dem seiner Gönnerin höchstens vage ähnelte. "Ekundayo", meistenteils im Reggae verwurzelt, beschreitet erst recht eigene Wege.

Das eröffnende "Awkward" versucht sich als raffinierter Taschenspielertrick. Ein geschicktes Antäuschen in Richtung Elektrogefrickel, um dann mit "Champion", "White Light" oder "Don't Blame NY", Liam Baileys Hymne an seine Wahlheimatstadt New York City, den Eindruck zu erwecken als sei Bob Marley auferstanden und hätte den Rhythmusmaschinen des modernen Tonstudios Reggae beigebracht. In sämtlichen überlieferten Facetten und Eigenarten, auch den unfreiwilligen. "Young In Love" wirkt wie eingespielt auf dem primitiven Recordingequipment wie es im Jamaika der sechziger Jahre zu Zeiten von Ska und Rocksteady kaum anders zur Verfügung stand. Das semiakustische "Vixit" ist zumindest stilistisch ein zeitgenössisches "Redemption Song", und kurz vor Schluss wird es für knapp eine Minute experimentell. "Where Do I Start?" hätte sich mühelos in Algiers' "There Is No Year" oder Brittany Howards "Jaime" eingefügt.
BG/TM


Liam Bailey
"Ekundayo"
(Big Crown; 13.11.2020)


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