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Shonen Knife: Ewige Jugend dank Garagenrock

Ein reines Frauentrio war ungewöhnlich für japanische Verhältnisse zum Zeitpunkt der Bandgründung 1981 in Osaka. Noch ungewöhnlicher, dass Shonen Knife Garagenrock beherrschen, als wären die Beatles und die Ramones kulturelle Errungenschaften aus Fernost.

Bevor das Internet jedwede Musikform jederzeit an jedem Ort der Welt verfügbar macht, sind es Schallplattensammler mit der gewissen Spürnase, die sich Shonen Knifes Debütalbum "Burning Farm" per Postversandhandel direkt aus Japan kommen lassen und begeistert sind von dem, was sie zu hören bekommen. Dieser Garagenrock unterscheidet sich von angloamerikanischen Variationen durch erfrischende Naivität, wird gleichzeitig überaus kompetent dargeboten und ist obendrein auf Japanisch gesungen. Naoko Yamano, ihre jüngere Schwester Atsuko Yamano sowie Michie Nakatani an Gitarre, Schlagzeug und Bass, die ihre nach einer japanischen Taschenmessermarke benannte Formation mit Anfang zwanzig eigentlich bloß als Gegenentwurf zu langweiligen Tagesjobs gegründet hatten, treffen unverhofft einen Nerv. 

Als Nächstens werden K Records in Olympia, Washington (Home Of Riot Grrls) beziehungsweise SubPop (Home Of Grunge) in Seattle aufmerksam und besorgen Wiederveröffentlichungen von "Burning Farm" sowie Album Nummer drei "Pretty Little Baka Guy". Anlässlich eines Auftritts in Osaka holen Sonic Youth die Band zu sich ins Vorprogramm. Mit Unterstützung der Alternativerocker Red Kross entsteht das Tributealbum "Every Band Has A Shonen Knife Who Loves Them", das dreiundzwanzig Coverversionen bislang veröffentlichter Songs von ebenso vielen verschiedenen amerikanischen Bands zusammenfasst. Nachdem auch noch Nirvanas Kurt Cobain Witterung aufnimmt, ergibt sich der Rest von selbst. 

Die Marktführer unter den Schallplattenlabels reißen sich um Shonen Knife, Universal bekommen den Zuschlag. Mehrere Alben erscheinen, zumeist mit englischen Versionen der japanischsprachigen Originale, manchmal unnötig modebewusst produziert. Angelehnt an "712" von 1991, gelingt sieben Jahre später mit "Happy Hour" eine Art "Sgt. Pepper". Da wie dort eröffnet ein kollagenhafter Freestyle. Sind vormals Coverversionen vom "Rain" der Beatles beziehungsweise John Lennons "Luck Of The Irish" herausragend, können Shonen Knife nunmehr auf einen Garagenrock verweisen, der ganz ihnen gehört. 

Leider bleiben auch sie nicht verschont von Rückschlägen, Umbesetzungen und sonstigen Katastrophen. Irgendwie ging es dennoch immer weiter. Mit Damnably fand sich zuletzt ein neues Schallplattenlabel, dort veröffentlicht als jüngste neue Alben "Our Best Place" sowie "Sweet Candy Power". Die Themen sind wie gehabt Süßigkeiten, sonstige Lebensmittel oder herzige Haustiere, vorzugsweise Miezekatzen. Die Welt ist schlimm genug, warum das auch noch in Rocksongs breittreten, lautet das Credo der Band. Im vierundvierzigsten Jahr ihres Bestehens wirken Shonen Knife, als hätten sie nichts verlernt. Garagenrock garantiert ewige Jugend, wie es aussieht. Im Mai 2025 sind Shonen Knife auf Deutschlandtour.
Bernd Gürtler/TM


Shonen Knife
"Sweet Candy Power"
(Damnably; 30.3.25)


Shonen Knife im Netz
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Konzerte
01.05.25 Hamburg, Monkeys Music Club
02.05.25 Berlin, Frannz Club
03.05.25 Dresden, Beatpol
05.05.25 Wiesbaden, Schlachthof
05.05.25 Wiesbaden, Kesselhaus
06.05.25 Köln, Gebäude 9
07.05.25 Karlsruhe, Alte Hackerei
09.05.25 Schorndorf, Manufaktur
14.05.25 Bochum, Die Trompete

Foto: Shonen Knife

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