Alabaster DePlume, der bürgerlich Angus Fairbairn heißt und aus dem nordenglischen Manchester stammt, betreibt sein Musikmachen mehr als Sozialexperiment. Stücke entstehen bewusst dem Jazz ähnlich in wechselnden Jamsessionbesetzungen nach höchstens grob skizzierten Vorgaben. Jeder Mitstreiter soll sich seinen Möglichkeiten entsprechend entfalten dürfen. Das eigene Saxophon bleibt in der Regel eingebunden ins Formationsgefüge und bereitet Flächen, über denen sich sein Sprechgesang ausbreiten kann; besagter Tremoloeffekt dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein.
Ohne dass das Zwischenmenschliche im Fokus steht, wird gar nicht erst zum Instrument gegriffen, siehe Songs wie "Be Nice To People" oder "Don't Forget You're Precious" von "The Corner Of The Sphere" beziehungsweise "Gold". Bei "A Blade Because A Blade Is Whole" ist das Verhältnis zu sich selbst mindestens ebenso von Bedeutung wie das zum Gegenüber. Den rätselhaften Albumtitel erklärt Alabaster DePlumes Covertext mit der Erkenntnis, dass eine Messerklinge jederzeit eins sei mit sich, weil in der Lage, sich zu vergeben, obwohl dazu bestimmt, "a small piece of our opposite" abzutrennen, "for us to be complete". Aber eins sein, mit sich im Reinen sein, das brauche es als Voraussetzung, sich und anderen vergeben, sich und andere heilen zu können. "We can only forgive each other once we forgive ourselves. We can only heal each other while we heal ourselves", heißt es weiter. Die Tätowierungen auf seinem Handrücken symbolisieren sechs Persönlichkeitsvarianten seiner selbst, mit denen er ins Reine kommen musste. Wem das zu verschwurbelt vorkommt, auch gut. Ein wohltuender Kontrapunkt zum gegenwärtigen Alltagsschrecken ist es allemal.
Bernd Gürtler/TM
Alabaster DePlume
"A Blade Because A Blade Is Whole"
(International Anthem; 7.3.25)
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