|   Rezension

Wayne Graham

Bastion

(ThirtyTigers/Membran)

Vorausgegangen der Albumveröffentlichung ein Wechsel des Schallplattenlabels, von K&F Records im Sächsischen Dresden zu Hickman Holler in Nashville, Tennessee. Sicherlich wohl überlegt der Schritt und nicht ganz aus der Luft gegriffen. Es stärkt die Verbindung zu den Wurzeln und bringt einen Langspieler hervor, der in Teilen kaum weiter entfernt sein könnte.

Gründer der neuen Tonträgerheimat ist Tyler Childers, der sich von sich aus ohne Einschränkung der Country Music zurechnet. Mit Schwerpunkt auf Bluegrass und einem gleichermaßen modernen Ansatz, den sich Wayne Graham umgehend zu eigen machen. "We Could've Been Friends", das Eröffnungsstück zu "Bastion", sei der Versuch gewesen, etwas im Stil der amerikanischen Elektronikrocker und Studiotüftler LCD Soundsystem hinzubekommen, lässt Hayden Miles im Presseinfo des Schallplattenlabels mitteilen.

Damit der Schnittmengen noch nicht genug. Länger schon unterstützt das Brüdergespann hinter Wayne Graham aus Hayden und Kenny Miles Tyler Childers im Studio und bei Liveauftritten. Auch sie stammen aus kleinstädtischen Verhältnissen in Kentucky, auch sie sympathisieren mit der Bergarbeiterschaft der Region, auch sie stellen sich offen gegen Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten. Auf "Bastion" werden Wayne Graham ziemlich deutlich in "Shoot Me", beruhend auf einem Jazzgospel von Mary Lou Williams und verfasst von Hayden Miles nach einer hitzigen Debatte mit dem Vater und dessen Schwestern wegen "all these stories in the news about black teenagers knocking on the wrong door and getting shot."

Wem die Kleinstadt zu eng wird, weil sich das Leben dort beschränkt auf "Livin' hard and shootin' guns, ridin' side-by-sides in the mud/Gettin' drunk for fun and there's church in the morning", wie es im finalen "Swingin' 'Round" heißt, der sucht sich Verbündete oder geht weg. Wohin? Was das angeht, hätten Wayne Graham mindestens eine Option. Nach wie vor bestehen engste Kreativkontakte nach Dresden. Sämtliche Arrangements auf "Bastion" besorgt Ludwig Bauer von ehemals Polarkreis 18, Woods Of Birnam beziehungsweise Tinted House. Seine Blechbläser im Jazzinstrumental "The Patsy", seine Klarinette in "I Had Plans", sein Moog Synthesizer in "A Silent Prayer", der frei improvisierte Schluss von "Enemy's Camp" rücken das Album in die Nähe der Kammersongqualitäten eines Harry Nilsson oder Randy Newman.
Bernd Gürtler/TM


Wayne Graham
"Bastion"
(ThirtyTigers/Membran; 6.9.24)


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Foto: Jessica Shelton

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