|   Rezension

The Burning Hell

Ghost Palace

(BB*Island)

Die Band, von der es heißt, sie habe Partyhymnen über die Apokalypse verfasst, lange bevor die Apokalypse im Partytreiben ankam, mit noch beschwingteren Ohrwurmmelodien und thematisch orientiert auf das, was zurückbleibt, wenn sich die Menschheit in nicht allzu ferner Zukunft selbst auslöschen sollte.

St. Johns im Südosten Neufundlands ist Hafenstadt, Touristenmagnet und Regionalregierungssitz der kanadischen Insel im Nordatlantik. Mit eigener Universität, der Memorial University Of Newfoundland, wo Mathias Kom einen akademischen Bildungsgrad in Ethnomusicology erwirbt, Schwerpunkt "the political economy of DIY music". Selbst aufs Musikselbermachen umgestiegen zu sein, müssen weder er noch Kreativpartnerin Ariel Sharratt bereuen. Die Endzeitmoritaten ihrer gemeinsamen Formation The Burning Hell erfreuen sich ziemlicher Beliebtheit. 

Wobei die Bilanz hinsichtlich dereinstiger Menschheitshinterlassenschaften laut "Ghost Palace" durchaus gemischt ausfällt. "Bottle Of Chianti, Cheese And Charcuterie Board" beklagt zwar, dass wir bedauernswerten Erdengeschöpfe "reduce our lives to the fragments of bourgeois luxury that we can’t take with us when we go." Mit Blick auf den Pariser Prominentenfriedhof Père-Lachaise, wo Honoré de Balzac, Frédéric Chopin und Jim Morrison von den Doors begraben liegen, stellt "Celebrities In Cemeteries" einen Zusammenhang her zwischen Berühmtheit und Sterblichkeit und wie "our death rituals can retroactively beautify and dramatize a life." Der Countrysong "Duck vs. Decorated Shed” aber huldigt den bahnbrechenden Architekturleistungen von Rob Venturi und Denise Scott Brown "as a metaphor for not being afraid of showing the world exactly what you are." Immerhin, das ist doch was.
Bernd Gürtler/TM


The Burning Hell
"Ghost Palace"
(BB*Island; 7.3.25)


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Foto: Graeme Patterson

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