|   Rezension

Elvis Perkins

Creation Myths

(Mir Petaluma/Bertus)

Wenn's gut werden soll, schreibt der Songschreiber am besten über sich und seine ureigene, persönliche Erlebniswelt. Elvis Perkins weiß um diese wichtige Ressource eines literarischen Schaffensprozesses. Wobei das, worauf er sich stützen kann, nichts Beneidenswertes hat. Sein Vater, Schauspieler Anthony Perkins, der Norman Bates aus Alfred Hitchcocks "Psycho", starb an den Folgen einer HIV-Infektion. Die Mutter, Berry Berenson, eine prominente Fotografin, saß in einer der beiden Passagiermaschinen, die an 9/11 von islamistischen Terrorkommandos ins New Yorker World Trade Center geflogen wurden.

Höchstens Andeutungen in den Songtexten oder Songüberschriften sind es gewesen, und doch bestand kein Zweifel, wovon seine ersten beiden Alben handeln. Bei den wenigen Interviewterminen, die Elvis Perkins seinerzeit absolvierte, ließ er zweifelsfrei durchblicken, dass er das unfassbare Familiendrama zu bewältigen versucht. Noch im Zusammenhang mit "Elvis Perkins In Dearland", dem Nachfolger zu "Ash Wednesday", beschrieb er seine Songs gegenüber dem amerikanischen National Public Radio als Enkelkinder seiner Eltern "they didn't get to meet". Gleichzeitig deutet sich eine Themenverschiebung an, "I don't let doomsday bother me/Do you let it bother you?", heißt es in "Doomsday". Bei "I Aubade" rückt die musikalische Weiterentwicklung in den Fokus, mit "The Blackcoat's Daughter" entstand der Soundtrack zum gleichnamigen Horrorfilm seines Bruders Osgood Perkins. "Creation Myths" entwirft eine psychedelische Wunderwelt, deren Albumtitel sich dem Umstand verdankt, dass der Künstler laut Presseinfo des Schallplattenlabels "really don't know how these songs came into being. So they are the explanation of themselves". Meistenteils wirkt es als hätten die The Byrds der frühen Folkphase ordentlich Sgt. Pepper genascht.
BG/TM


Elvis Perkins
"Creation Myths"
(Mir Petaluma, 16.10.2020)


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Foto: Bertus

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