|   Rezension

Laura Marling

Patterns In Repeat

(Partisan/Chrysalis)

Die Tochter, die zum Zeitpunkt des Vorgängeralbums "Song For Our Daughter" noch rein imaginär war, ist inzwischen geboren. 2023 begab sich das freudige Ereignis und verwendet jetzt die achte Langspielscheibe, um von den Freuden und Herausforderungen der Mutterschaft zu berichten.

Laura Marlings Mutter sammelte heimlich Klimpergeld in einem Tonkrug, versteckt im Keller, für den Fall, sie hätte über Nacht die Flucht ergreifen müssen, weg von Heim und Herd, weg aus der Ehe. Ihr Schicksal stellt "Song For Our Daughter" Frauen gegenüber wie Lou Andreas-Salomé, die mit Friedrich Nietzsche und dessen Philosophenfreund Paul Rèe eine intellektuelle Dreiecksbeziehung unterhielt, Rainer Maria Rilkes literarische Mentorin wurde und Denkansätze der Psychoanalyse vorwegnahm, was ihr die Bewunderung des Vaters der Psychoanalyse Sigmund Freud einbrachte. Die weibliche Seite der Geschichte könnte gegensätzlicher kaum sein!

"Patterns In Repeat" ist von überwältigender Schönheit und entstand im ersten euphorischen Hochgefühl nach der Geburt der Tochter, gewissermaßen gemeinsam mit ihr, mitunter ist im Hintergrund Babygebrabbel zu hören.

Werden Kinder geboren, eröffnet sich Zukunft, die im Idealfall selbst dann fortbesteht, wenn die Eltern zunehmend hinfällig werden. Auch nicht unwichtig der Gedanke, fand Laura Marling. Enthalten auf "Patterns In Repeat" ein Song aus dem Nachlass von Vater Charles William Somerset Marling, einem Vertreter des englischen Landadels beziehungsweise Betreiber der Woodcray Tonstudios in Wokingham, Berkshire, wo sich die LA's und Black Sabbath ein Stelldichein gaben. "Today with age my body is bent/And against my will I must relent/But in my heart, where love still beats/I'm always thinking of you/Now I'm a prisoner in this chair/Confined to younger faces/My memories are not with them/But off in distant places" heißt es im "Looking Back" des alten Herrn.

Eingerahmt wird "Patterns In Repeat" von den beiden Instrumentals "Interlude" sowie "Lullaby". Sollte Laura Marlings eigener Name noch immer nicht Gütesiegel genug sein, das Album erinnert schwer an die frühe Joni Mitchell.
Bernd Gürtler/TM


Laura Marling
"Patterns In Repeat"
(Partisan/Chrysalis; 25.10.24)


Laura Marling im Netz
Website | Facebook | Instagram | Twitter | Spotify | YouTube | Apple 
 

neue Beiträge