Vorzuwerfen hat sich Hank Williams Jr. höchstens, dass er die stets unterschwellige Erotikkomponente überbetont und Blues als derben Rock spielt, was der Stilform selten gut bekommt. Aber sowohl Studiobesetzung als auch Repertoireauswahl verraten wahre Kennerschaft. Mit von der Partie Gitarrist Kenny Brown, Kenney Kimbrough am Schlagzeug sowie Dan Auerbach von The Black Key, auf dessen Label "Rich White Honky Blues" erscheint.
Die Urheber der Songoriginale jeweils überaus prominent, ausgewählt jedoch nicht das Erwartbare. Von Robert Johnson nicht "Crossroads" sondern "32-20 Blues", bei ihm "44 Special Blues" betitelt. Von Muddy Waters nicht "Got My Mojo Working" sondern "Rock Me Baby". Von Lightning Hopkins zwar "Short Haired Woman", darüber hinaus aber "My Starter Won’t Start". Und von R.L. Burnside, der außerhalb des Mississippi Deltas zeitlebens ein Insidertipp blieb, "Georgia Women" beziehungsweise "Fireman Ring The Bell". Zu Ende geht "Rich White Honky Blues" wie es sich für einen braven Südstaatenbürger nach einer durchzechten Samstagnacht gehört, nämlich Sonntagmorgens beim Gottesdienst mit "Jesus, Won’t You Come By Here", auch wieder aus dem Nachlass von Lightning Hopkins.
Eins der drei selbstverfassten Stücke ist der Titelsong. Dort wollte Hank Williams Jr. seine Motivation für "Rich White Honky Blues" offenlegen. Egal ob schwarz oder weiß, arm oder reich, sinniert er, wenn dir dein Herzblatt den Laufpass gibt, ist das, was Besitz von dir ergreift, der Blues. Nicht die Musik, eher das Empfinden.
BG/TM
Hank Williams Jr.
"Rich White Honky Blues"
(Easy Eye/Concord; 17.6.2022)
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