|   Rezension

John Prine

The Tree Of Forgiveness

(Oh Boy)

Beweisen müsste er keinem mehr auch nur irgendetwas. Aus seiner Feder stammt das durch Bonnie Raitt berühmtgespielte "Angel From Montgomery". Oder "Paradise", ein Welthit für John Denver. Andererseits ist einundsiebzig noch kein Alter, um endgültig in den Ruhestand zu treten. Also hat sich der einstige "Next Bob Dylan" aufgerafft und ein faszinierendes Alterswerk geschnürt.

Selten wurde sie eindrucksvoller beschrieben, die Atmosphäre, die aufzieht, wenn das Herbstlaub schon verdächtig raschelt, die Erinnerung zu verblassen beginnt und in einer mittlerweile überschaubaren Zukunft besonders die scheinbar nebensächlichen Dinge wertvoll werden. Und der Mensch, egal ob gläubig oder nicht, sehnt sich nach Vergebung beziehungsweise würde anderen gern dasselbe zuteilwerden lassen. "God only knows the price that you pay/For the ones you hurt along the way", heißt es im vorletzten Song. Wiederum verspricht der Protagonist aus dem finalen "When I Get To Heaven", dass er, sobald er in den Himmel gefahren sein wird, "Then as God as my witness, I'm gettin' back into showbusiness/ I'm gonna open up a nightclub called 'The Tree of Forgiveness'/And forgive everybody ever done me any harm." Entstanden ist das Album in Co-Autorenschaft, Dan Auerbach von den Black Keys gehörte unter anderem zum Schreiberteam. Mit seinem drahtigen Sound schuf Produzent Dave Cobb das perfekte Äquivalent zu John Prines zerknittertem Gesicht auf dem Frontcover.
Bernd Gürtler/TM


John Prine
"The Tree Of Forgiveness"
(Oh Boy; 13.4.2018)


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