|   Rezension

Acid Arab

Trois

(Crammed Discs)

Acid Arab entstanden auf Initiative von Hervé Carvalho und Guido Minisky, zwei DJs, die im Pariser Klub Chez Moune regulär zum Auflegen antraten, aber über ihren Turntablerand hinausschauen wollten. 2012 ist es gewesen, als die beiden beschlossen, auf einen "space for Arab culture in the world of contemporary electronic music" hinzuarbeiten und den Dancefloor mit Formen des konventionellen Songwritings zu verbinden. Nach "Musique de France" sowie "Jdid", gelingt das bei "Trois" inzwischen mehr als zufriedenstellend. Das Album ein Dancefloorkracher und auch zum Zuhören bestens geeignet.

Sein Begeisterungspotential verdankt "Trois" dem beachtlichen Aufgebot an Gastsängern aus Nordafrika, Syrien und der Türkei, als da wären Wael Alkak, Cem Yıldız, Ghizlane Melih, Khnafer Lazhar, Sofiane Saidi, Fella Soltana sowie Cheb Halim und Rachid Taha. Beeindruckend auch die stilistische Vielfalt, von algerischem Gasba über anatolischen Trance, synthetischen Dabkeh bis bionischem Raï alles dabei, und genutzt die gesamte Palette verfügbarer Dancefloorbeats.

Die Struktur jeweils dem Tanzboden abgelauscht, im Kern jedoch sind die zehn Stücke Songs. Wie zur Bestätigung wurden die Songtexte beigelegt, in arabischer, französischer, englischer Sprache. Ein Leichtes deshalb festzustellen, dass das "Leila" von "Trois" rein gar nichts gemein hat mit dem beinahe gleichnamigen Song, der im deutschsprachigen Raum für Aufregung sorgen sollte.

Wovon weder die Mitglieder von Acid Arab etwas mitbekommen haben dürften noch ihr Publikum, das überwiegend die arabische Welt als Zuhause angibt. Das gehört zu den schönen Nebeneffekten des Albums, nämlich die Erkenntnis, dass das, was unsereinen den lieben langen Tag umtreibt, von außen betrachtet kaum von Bedeutung ist.
BG/TM
 


Acid Arab
"Trois"
(Crammed Discs; 3.2.2023)


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Foto: Philippe Lévy

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