Rückschlüsse auf seine Schlagerschnulzenära und Frauenschwarmphase der sechziger, siebziger Jahre, liefert höchstens noch "The Windmills Of Your Mind" aus dem Soundtrack zum amerikanischen Krimiklassiker "The Thomas Crown Affair". Dem zur Seite gestellt auf "Surrounded By Time", "No Hole In My Head" der amerikanischen Folksängerin und Frauenrechtsaktivistin Malvina Reynolds. Tony Joe Whites "Ol' Mother Earth" betrifft Umweltthemen, "Pop Star" aus der Feder von Cat Stevens ist eine sarkastische Abrechnung mit dem Showgeschäft, wie andere Songs auch gekleidet in ein raffiniertes Elektropopgewand, als sei der seelige Joe Meek bei der Albumproduktion im Tonstudio zugegen gewesen. "Talking Reality Television Blues", geschrieben von Todd Snider, rekapituliert Momente der Fernsehgeschichte, die bei Tom Jones über die Lebensjahrzehnte hinweg hängengeblieben sind, inklusive der Mondlandung von Apollo 11 und Donald Trump. Bob Dylans "One More Cup Of Coffee" ist schlicht eine gelungene Coverversion, nicht mehr und nicht weniger.
Keinen einzigen Song schrieb der prominente Sänger selbst, das Songschreiben ist seine Sache noch nie gewesen. Umso beachtlicher sein Interpretationsgeschick. Das eröffnende "I Won't Crumble With You If You Fall" hat seinen Ursprung in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, Verfasserin ist Bernice Johnson Reagon, dereinst Mitglied der Freedom Singers und Gründerin des Vokalensembles Sweet Honey In The Rock. Bei Tom Jones umgedeutet der Song zu einem anrührenden Nachruf auf seine 2016 an den Folgen einer Krebserkrankung verstorbene Ehefrau Linda, die ihm das Versprechen abnahm, eben nicht an ihrem Tod zu verzweifeln, das Singen keinesfalls aufzugeben. Ein faszinierendes Alterswerk sein "Surrounded By Time".
BG/TM
Video/Audio
"The Windmills Of Your Mind"
"Pop Star"
"Talking Reality Television Blues"
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