Die methodische Herangehensweise erinnert an Brian Eno, der keine Albumeinspielung ohne klare Aufgabenstellung an sich und seine Mitstreiter beginnt. Festgelegt bei Tunng das Piano als Hauptinstrument sowie die Akkordstruktur der Songs mit D-E-A-D, angelehnt an die Buchstabenfolge, aus der sich das englische Wort für 'tot' zusammensetzt.
Darüber hinaus war freigestellt, welcher Themenfacette sich jedes Bandmitglied widmen wollte. Ob dem (angeblich) kannibalistischen Totenkult der brasilianischen Volksgruppe der Wari wie in "Eating The Dead". Oder in "SDC" der schwedischen Tradition des Death Cleaning, dem Aussortieren der irdischen Habseligkeiten eines verstorbenen Verwandten, welches mitunter gar Überraschendes zutage fördert, "A bath of baby cloths/A box of old dildos" zum Beispiel. Gastmitstreiter Ibrahim Ag Alhabib von Tinariwen berichtet vom Umgang der Tuareg mit dem Tod. "Fatally Human" verarbeitet die Stimme des britischen Mentalisten und Malers Derren Brown. "The Last Day" übermittelt Anthropologin Sue Blacks Ansicht, was geschieht, wenn wir sterben, nämlich dass einfach das Licht ausgeht, weshalb das Nachdenken über unsere Endlichkeit pure Verschwendung von Lebenszeit ist.
Und jeder dieser insgesamt zwölf Songs ein einziges, anrührendes melancholisches Leuchten! Bliebe der obligatorische Hinweis, dass diejenigen, deren Gedanken nicht aufhören um den Tod zu kreisen, sich bitte an einschlägige Beratungsstellen wenden mögen. Oder es mit Mark Twain halten, der inständig vor Gesundheitsratgebern warnte, weil, man könne leicht an einem Druckfehler sterben!
BG/TM
Tunng
"Tunng Presents... Dead Club"
(Full Time Hobby; 6.11.2020)
Tuung im Netz
Website | Facebook | Instagram | Twitter | YouTube | Spotify | Apple