Angestoßen wurde "Saul Williams Meets Carlos Niño & Friends At TreePeople", wie das Album korrekt heißt, durch Noah Klein von der Umweltinitiative Living Earth. Schauplatz der Einspielung kurz vor Weihnachten 2024 war der Coldwater Canyon Park von Los Angeles, das Refugium der Baumpflanzaktivisten TreePeople, die auf ihrem Gelände regelmäßig Konzerte an der frischen Luft veranstalten.
Der außergewöhnlichen Personalkonstellation angemessen, rekrutiert Carlos Niño eine Begleitformation unter anderem aus sich selbst als Perkussionisten und Kamasi Washington am Saxophon. Sie und fünf weitere Mitstreiter bereiten ein Freeformfundament, das Saul Williams als Vehikel für seine Poetryperformance dient. Geschichtsbewandert referiert er zur Dutch East India Trade Company, den amerikanischen Ureinwohnern vom Stamm der Lenape, die das heutige Manhattan vor den europäischen Eroberern besiedelten, und schlägt den Bogen zur Wall Street, dem Finanzzentrum der Gegenwart.
Gastlyrikerin Aja Monet gibt Auszüge aus apokalyptischen Tagebuchnotizen unter der Überschrift "The Water Is Rising" zum Besten. Sodann übernimmt erneut Saul Williams, diesmal laut Bandcamp mit einer "parable about a firing squad, where one member's dilemma is a 'system of belief' allowing for humanity in the heart of an oppressor." Um zum guten Schluss an sein Publikum zu appellieren, angesichts der Wiederwahl von Donald Trump nicht den Mut zu verlieren. Fast erinnert er bei seiner kurzen Schlussansprache an seine Rolle des Predigers Jedidiah Moore in Ryan Cooglers "Sinners". Angesiedelt ist die unheilschwangere Filmhandlung um zwei Brüder, die in Clarksdale, Mississippi, einen Juke Joint eröffnen, im Jahr 1932, als die USA nach wie vor unter der Great Depression leiden und Deutschland ein Erstarken des Nationalsozialismus verzeichnet.
Bernd Gürtler/TM
Saul Williams, Carlos Niño & Friends
"Saul Williams Meets Carlos Niño & Friends At TreePeople"
(International Anthem; 19.9.25)
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