Seinen Gastlandpavilion auf der Buchmesse gestaltet Slowenien in Wabenform, lässt sich der Messewebsite entnehmen, denn "wie Bienen weit hinaus in die Welt fliegen, um mit nur einem Tropfen Nektar und einem Pollenkorn wieder nach Hause zurückzukehren, so haben auch verschiedene kulturelle Einflüsse die slowenische Sprache und Kultur geprägt." Vladimir Bartol, geboren unweit von Triest, als die Hafenstadt noch zu Österreich-Ungarn gehörte, studiert an der Pariser Sorbonne und findet den Stoff für seinen berühmten Roman im geographisch wie historisch fernen Persien bei Hasan-i Sabbah. Ende des 11. Jahrhunderts sollte es dem Begründer der Glaubensgemeinschaft der Nizariten gelingen, den Seldschuken im Handstreich beziehungsweise gegen Zahlung eines bestimmten Geldbetrags die Bergfestung Alamut nordwestlich von Teheran ohne Blutvergießen abzunehmen.
Der neue Burgherr führt einen erbitterten Kampf gegen die türkische Fremdherrschaft und rekrutiert mit dem Versprechen, im Jenseits würde ein Harem voller Jungfrauen auf sie warten, junge Männer, die der Sache zuliebe freiwillig ihr Leben opfern. Seine radikalisierte, ideologisch verblendete Gefolgschaft bildet nach gängiger Auffassung die Vorhut der Selbstmordattentäter des fundamentalistischen Islam der Gegenwart, weshalb die Nizariten seit Ewigkeiten fast nur noch unter der Bezeichnung Assassinen bekannt sind. Ähnlich skrupellos der italienische Philosoph, Diplomat und Chronist Niccolò Machiavelli. Auch er glaubte, zur Erlangung politischer Macht sei jedes Mittel erlaubt, jenseits von Recht und Moral.
Laut Laibachs englischsprachigen Presseinfo zu ihrem "Alamut", handelt der Hasan-i Sabbah in Vladimir Bartols Roman gemäß der Devise "I know neither cruelty nor mercy, I merely follow my plan". Der Autor selbst, ein Sympathisant der slowenischen Widerstandsbewegung gegen die italienische Fremdherrschaft, stellte sein Buch unter das Motto "Nothing is true, everything is permitted", heißt es weiter. Das eine wie das andere mit sämtlichen Vorwegnahmen und Variationen sei verantwortlich für "the chaotic values, the flood of contradictory information that rules the world and the destructive wars of aggression that are strangling our time".
Glücklicherweise belassen es die slowenischen Avantgardisten nicht bei der Heraufbeschwörung des Schreckens, kontrapunktieren Textauszüge aus Vladimir Bartols "Alamut" vielmehr mit Gedichten des persischen Poeten Omar Khayyam sowie einfühlsamen Versen von Mahsati Ganjavi. Geschrieben die Orchesterkompositionen von Luka Jamnik, Idin Samimi Mofakham sowie Nima A. Rowshan.
Ausführende sind in Frankfurt/Main das RTV Slovenian Symphony Orchestra unter Leitung des iranischen Dirigenten David Gohari und der Teheraner Frauenchor The Human Voice Ensemble. Unterstützer fand das Projekt in der Slovenian Book Agency sowie dem von London aus agierenden YouTube-Kanal a/political für "intellectual curiosity and informed discourse around social and political concerns through contemporary art and cultural practices". Diplomatisches Geschick vorausgesetzt, wird demnächst eine Aufführung in Teheran stattfinden. Die slowenische Botschaft in der iranischen Kapitale bezeichnet Laibachs "Alamut" schon immer als Brückenelement zwischen beiden Ländern.
Bernd Gürtler/TM
Laibach im Netz
Website | Facebook | Instagram | Twitter | YouTube | Spotify | Bandcamp
a/political im Netz
YouTube
Frankfurter Buchmesse im Netz
Website | Facebook | Instagram | Twitter | YouTube
Konzerte
19.10.23 Frankfurt/Main, Jahrhunderthalle
09.11.23 Coesfeld, Fabrik
10.11.23 Heerlen, Poppodium Niewe Nor
12.11.23 Malmö, Moriska Paviljongen
14.11.23 Amsterdam, Melkweg
15.11.23 Nürnberg, Z-Bau
17.11.23 Glauchau, Stadttheater
18.11.23 Katowice, P23
19.11.23 Warschau, Progresja
20.11.23 Prag, Hypernia
21.11.23 Wien, Arena