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Kim Gordon: Europatour mit Zwischenstopp in München

Kim Gordon hätte genauso gut ohne Sonic Youth Karriere machen können. Rückblickend wirkt ihre Mitgliedschaft bei den New Yorker Noiserockern wie die Episode unter vielen im vorläufigen Gesamtschaffen einer Künstlerin von eigener Statur. Seit den beiden Soloalben "No Home Record" sowie "The Collective" dämmert es der Musikwelt inzwischen auch.

Die Tochter eines Soziologieprofessors und einer Schneiderin erwirbt am Otis College Of Art And Design von Los Angeles einen Bachelor Of Fine Arts, geht nach New York, taucht ein in die Populärmusiksubkultur des No Wave, gründet gemeinsam mit dem fünf Jahre jüngeren Thurston Moore 1981 Sonic Youth und leistet essenzielle Beiträge als Sängerin, Songschreiberin und Bassistin. Die bildende Kunst streicht sie deshalb nicht aus ihrem Leben, bestreitet vielmehr Ausstellungen mit eigenen Werken oder in Kooperation mit Jutta Koether, ehemals Autorin für die westdeutsche Musikzeitschrift Spex, kommt als Covergestalterin zum Einsatz. Gründet mit Daisy von Furth beziehungsweise Michael Diamond von den Beastie Boys zwei Modemarken für Streetwear. Produziert das Debütalbum von Courtney Loves Hole, betreibt mit Julia Cafritz von Pussy Galore die Parallelformation Free Kitten. Versucht sich als Schauspielerin unter anderem in Gus Van Sants "Last Days" über die letzten Tage von Kurt Cobain und in "I'm Not There" von Todd Haynes über Bob Dylan.

Als Sonic Youth 2011 getrennte Wege gehen und ihre Ehe mit Thurston Moore zerbricht, kann Kim Gordon nahtlos fortsetzen, wieder mit bildender Kunst, wieder als Musikerin, unter anderem im Duo mit dem Noisespezialisten Bill Nace als Body/Head. Damals noch an den frühen Sonic Youth orientiert, lassen "No Home Record" und "The Collective" von 2019/24 unzweideutig erkennen, wozu Kim Gordon sonst noch imstande ist. Mit Justin Raisen, bekannt als Produzent von Charli XCX und Sky Ferreira, entstehen überwiegend elektronisch erzeugte, extrem fragmentierte Klangwelten, die niemals nervig, aber rundum fesselnd sind und die Welt in ihrer momentanen Beschaffenheit adäquat abbilden, Verbalkommentare zum Zeitgeschehen inklusive. "I can't get a date/It's not my fault!/I'm supposed to save you but you got a job/You got a degree and I'm just a fuckin' slob", heißt es im eher als Sprechgesang vorgetragenen Songtext zu "I'm A Man" von "The Collective", gerichtet an die frauenhassende Männerwelt der Incels und Alpha-Males. Videoclips von Konzertauftritten belegen, dass das Material beider Soloscheiben ohne Abstriche auf die Konzertbühnen ihrer Europatournee gebracht wird.
Bernd Gürtler/TM


Kim Gordon
"No Home Record"
(Matador; 11.10.19)


Kim Gordon
"The Collective"
(Matador; 8.3.24)


Kim Gordon im Netz
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Konzerte
28.10.24 Mailand, Alcatraz
29.10.24 Bern, Dampfzentrale
30.10.24 München, Muffathalle
31.10.24 Brüssel, Bozar
02.11.24 Malmö, Plan B
03.11.24 Johanneshov, Slaktkyrkan
04.11.24 Oslo, Vulkan Arena
05.11.24 Göteborg, Pustervik
07.11.24 Utrecht, Le Guess Who?
09.11.24 Ciutat Vella, Mira Festival
11.11.24 Lissabon, Cineteatro Capitólio
17.11.24 México, Corona Capital
 

Foto: Matador

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