Sehr oft ist es allerdings noch nicht vorgekommen, dass Dan Penn ein eigenes, reguläres Studioalbum veröffentlicht. Lediglich "Nobody's Fool" von 1973 sowie "Do Right Man", erschienen 1994, sind "Living On Mercy" vorausgegangen. Stilistisch liegen die drei Scheiben dicht beieinander. Auch diesmal ein handwerklich profunder, mit Hingabe dargebotener Southern Soul alter Schule. Die Songs, manchmal auf satte Bläserriffs gebettet, dann wieder von knackigen Gitarren angetrieben, gleiten elegant übers Parkett. Während Dan Penn, wie es Rockkritiker Chris Welch ausdrückt, geradewegs "from the heart about the complexities of love and devotion" singt. Mit einer Ausnahme, "Down On Music Row" erzählt von jemandem, der auszog sein Glück im Musikgeschäft der Country-Hochburg Nashville zu suchen und feststellen muss, dass seine Art schlicht nicht mehr gefragt ist.
Hoffentlich zeichnet der Song kein Selbstporträt, fatal wäre das, immerhin gehört Dan Penn zu den Gründervätern des Southern Soul. Eine historische Leistung, die dem inzwischen fast Achtzigjährigen manches abverlangt hat. Als gebürtiger, weißer Südstaatenamerikaner Songs für schwarze Künstler zu schreiben, im Studio Umgang mit schwarzen Musikern zu pflegen, ist in den von Rassenkonflikten aufgewühlten Sechzigern nicht ohne Risiko gewesen.
BG/TM
Dan Penn
"Living On Mercy"
(Last Music; 28.8.2020)