|   Rezension

Bobby Rush

Rawer Than Raw

(Deep Rush/Thirty Tigers)

Ein Schwerenöter, ein Tunichtgut, dem es gefällt, die erotische Komponente des Blues arg zu überzeichnen und Frauen anzubaggern als hätte es MeToo oder geistesverwandte Vorreiterbewegungen nie gegeben. Sein Stammpublikum im Süden der USA weiß das zu schätzen, jenseits davon hält sich die Gefolgschaft in Grenzen. "Rawer Than Raw" ist zur Abwechslung als Hommage an die Bluesveteranen des Mississippi Deltas angelegt. Geboren in Louisiana, lebt Bobby Rush seit Jahrzehnten in Mississippi. Dem einen oder anderen Bluesgiganten der Region durfte er sogar noch persönlich begegnen.

In Chicago, verriet Bobby Rush dem Webmagazin American Songwriter, war er an der Einspielung von Howlin' Wolfs "Shake For Me" beteiligt. Der Song diente Led Zeppelin wohl als Vorlage zu "Whole Lotta Love" und kehrt auf "Rawer Than Raw" unter der Überschrift "Shake It For Me" als Coverversion zurück. Zusammen mit "Smokestack Lightning", einem weiteren Howlin'-Wolf-Klassiker, bei Bobby Rush verwoben mit "Mystery Train", dem anderen berühmten Eisenbahnsong der Bluesgeschichte. Neben fünf eigenen Stücken, stammt das übrige Material im Original von Robert Johnson, Skip James, Sonny Boy Williamson II sowie Muddy Waters. Der Albumtitel bezieht sich auf den groben Country Blues, der von Anfang bis Ende das Klangbild beherrscht. Ohne die frivolen Assoziationen jemals so ganz aufzugeben. Wer sucht, der findet.
Bernd Gürtler/TM


Bobby Rush
"Rawer Than Raw"
(Deep Rush; 28.8.2020)


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Foto: Bobby Rush

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