Vornehme Zurückhaltung ist seine Sache eher weniger. Zu Beginn von "Tinfoil Hat" sofort der Titelsong, der die Verschwörungstheoretiker und Quatschdenker mit ihren verschwurbelten Phantasiegespinsten aufs Korn nimmt. Daran anschließend das sich selbst erklärende wie kategorische "Baby Put On Your Mask ". Aus "No Justice No Peace" spricht der Zorn der Black-Lives-Matter-Bewegung, geknüpft an "Someday Soon (Change Is Gonna Come)", das wiederum auf Sam Cooks Bürgerrechtshymne "A Change Is Gonna Come" Bezug nimmt und einen Hauch von Hoffnung verbreitet.
"You Ain't Said Shit" ist ein Abarbeiten an Donald Trump wie es drastischer kaum ausfallen könnte. "Another Day In Hell" rückt erneut Corona in den Fokus". Zu Ende geht "Tinfoil Hat" mit "1968 Again", einer Erinnerung an das revolutionäre Umbruchspotential besagten Schicksalsjahrgangs mit seinen Studentenprotesten gegen den Krieg der USA in Vietnam, der Bürgerrechtsbewegung, der Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy. Dazwischen das um Schulterschluss mit Gleichgesinnten bemühte "Can I Call You My Friends?" sowie Privates in "Embee's Song".
Kaum abzuschätzen bislang, wieviel Publikum ihn sein offenes Bekenntnis zu einem aufgeklärten Menschenbild kosten wird. Oder in welchem Umfang die Albumlektüre zum Nachdenken anregen, vielleicht sogar Menschenleben retten konnte. Fest steht, dass "Tinfoil Hat" ein einzigartiges Zeitdokument der Monate von April bis Dezember 2020 darstellt, geschuldet dem Umstand, dass Popa Chubby es nicht beim Ausbreiten trübsinniger Lockdown-Befindlichkeiten bewenden lassen wollte, sondern aus der Isolation heraus drängende Gesellschaftsthemen vor der eigenen Haustür konsequent auf dem Schirm behielt. Die Scheibe eine Ehrenrettung für den Blues, der neuerdings mehrheitlich von einfallslosen Stümpern in die völlige Bedeutungslosigkeit geritten wird.
BG/TM
Popa Chubby
"Tinfoil Hat"
(Dixiefrog; 18.11.2022)