|   Rezension

Céline Rudolph

Soniqs

(Obsessions)

Als Meistersängerin des europäischen Jazz und ausgewiesene Komponistin eine, die in Welten zu entführen vermag, die es gut mit den Hörern meinen. Songüberschriften wie "Good News", "Seven Butterflies", "Sundance" oder "Birds In The Sky" sind keine leeren Versprechen, keine Wohlfühlslogans vom Grabbeltisch. Völlig zu Recht schwärmt das Schallplattenlabel im Presseinfo zu "Soniqs", Céline Rudolph öffne "Türen an der Schwelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zwischen Kulturen, Generationen, Technologien, Hörgewohnheiten und Lebensauffassungen."

Von den häufig kolportierten Angaben zur Person, dürfte besonders jene von beträchtlicher Symbolkraft sein, die besagt, dass Céline Rudolph im jungen Teenageralter von den Eltern einen Vierspurkassettenrecorder zum Geburtstag geschenkt bekam. Das Gerät der Marke Fostex erlaubte es, Klangereignisse nacheinander übereinanderzuschichten und lässt sich als Interface interpretieren, als Schnittstelle, die es ihr ermöglicht, verschiedene Einflüsse und Prägungen bei sich zu vereinen. Geboren in Berlin, ist sie die Tochter einer französischen Mutter mit Vorliebe für Chansons und eines jazzbegeisterten, deutschen Vaters, studiert Rhetorik und Philosophie, bevor sie sich Jazzgesang und Kompositionslehre zuwendet, von David Friedman, Jerry Granelli, Kirk Nurock oder Catherine Gayer unterrichtet wird, mit Bob Moses, Anthony Cox und Gary Peacock oder Bobby McFerrin, Lee Konitz und Till Brönner arbeitet, den Balkan und Afrika bereist, Perkussionsnachhilfe bei Famoudou Konaté nimmt, Schallplatteneinspielungen in São Paulo stattfinden lässt, um vor Ort die Begegnung mit lokalen Musikergrößen zu suchen.

Aber weder müssen einem ihre Vorgeschichte noch sämtliche Vorgängeralben geläufig sein, um zu erahnen, dass mit "Soniqs" etwas Besonderes gelingt. Die elf Songs bilden eine Quintessenz aus dem, was in der Vergangenheit liegt. Der Gesang findet sich entweder in unbearbeiteter Form oder gesampelt, ohne dass ein Unterschied unbedingt erkennbar wäre. Elektronische Einflüsse bereichern das Gesamtgeschehen, ohne es unnötigerweise zu dominieren. Sowohl traditionsbewusstes als auch unternehmungslustiges Publikum dürfte auf seine Kosten kommen. Neben der eigenen Musikerkarriere ist Céline Rudolf als akademische Lehrkraft für Gesang tätig, am Jazzinstitut Berlin und an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Unter den Absolventen letzterer Bildungseinrichtung sind nicht wenige, die von ihrem Unterricht schwärmen.
Bernd Gürtler/TM


Céline Rudolph
"Soniqs"
(Obsessions; 1.9.23)


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Konzerte
31.08.23 Berlin, Gretchen
02.09.23 Köln, Stadtgarten
03.09.23 Hamburg, Birdland
12.09.23 München, Unterfahrt

Foto: Obsessions

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