|   Rezension

Alostmen

Kologo

(Strut)

Das westafrikanische Ghana verzeichnet eine signifikante Binnenmigration in die urbanen Ballungszentren, angetrieben von der zumeist illusorischen Hoffnung auf bessere Lebensverhältnisse. Jene übergroße Mehrheit, der das Schicksal weniger wohlgesonnen ist, hatte Stevo Atambire im Sinn, als er seine Band Alostmen taufte. Er selbst zählt sich dazu. "We are lost in the street, the forgotten people", zitiert ihn sein Schallplattenlabel im Presseinfo. "Kologo" ist das Debütalbum seiner Formation, benannt nach einem zweisaitigen, dem Banjo verwandten Lauteninstrument aus dem ländlichen Raum.

Unter den Frafra, einer agrarwirtschaftlich geprägten Volksgruppe im Norden Ghanas, ist die Kologo traditionell verbreitet, fand ihren Weg aber auch in die Hauptstadt Accra und gilt dort inzwischen als megahip. Laut Schallplattencover zupft Stevo Atambire wenigstens manchmal eine Eigenbauvariante, gefertigt aus einem Besenstil, als Resonanzkörper dient ein ausrangierter Blechkanister. Seine Kologo jedenfalls setzt den Ton des gleichnamigen Albums.

Albumproduzent war Bandmitstreiter Wanlov The Kubolor, ein Hansdampf der zeitgenössischen Populärmusik Westafrikas, der nicht nur Villy von der nigerianischen Politindierockband Villy And The Xtreme Volumes sowie die beiden ghanaischen Rapper Yaa Pono und Medikal als Gäste gewinnen konnte, sondern auch über weitreichende internationale Kontakte verfügt; Francis Norman aus Mönchengladbach spielt die Violine in "Fauziah", der Liebeserklärung an ein holdes Frauenzimmer, das sich bestens auf die Zubereitung eines leckeren, mit Ingwer verfeinerten Erfrischungsgetränks versteht. Tief verwurzelt und weltgewandt zugleich? Eine Weltmusik, die der Bezeichnung vollumfänglich entspricht und obendrein im Hier und Heute ordentlich abrockt? Doch, die Möglichkeit besteht!
BG/TM


Alostmen
"Kologo"
(Strut; 29.1.2021)


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Foto: Strut

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