|   Rezension

Rufus Wainwright

Unfollow The Rules

(BMG)

"Gee, if he has the mom's musicality and smarts, and the dad's smarts and voice, that'd be nice", hoffte der Überlieferung zufolge sein dann erster Labelchef Lenny Waronker beim Einlegen einer ihm zugesteckten Demokassette. Und war von den Socken in Anbetracht dessen, was er zu hören bekam. Zweieinhalb Jahrzehnte später sind Mama Kate McGarrigle und Papa Loudon Wainwright III haushoch überflügelt. Seit "Prima Donna" und "Take All My Loves: 9 Shakespeare Sonnets" wissen wir, neben Songs beherrscht Sohnemann auch die Großform der Oper. "Unfollow The Rules" verbindet beides auf das Genialste.

Reichlich abgedroschen die Floskel, hier jedoch unbedingt zutreffend, nämlich dass das Album mit jedem Song dazugewinnt und geradezu über sich hinauswächst bei "Early Morning Madness", einer fünfeinhalbminütigen, opulent orchestrierten Minioper. Das geübte Ohr fühlt sich an Harry Nilsson erinnert oder einen Scott Walker, der noch nicht vollends der Düsternis verfallen war.

Rufus Wainwright ist sich durchaus bewusst, dass er zum versierten Grenzgänger geworden ist. "After the opera world and natural aging, I can now sing at the full power of my abilities, and this record really shows that off", zitiert ihn das Presseinfo der Schallplattenfirma. Und er weiß, dass ihm die geballte Marktmacht seines Labels ordentlich Gehör verschaffen wird. Videoclips zu immerhin vier Songs gingen der Albumveröffentlichung voraus, flankiert von einem aufwändigen, halbstündigen Making Off, wo Rufus Wainwright unter anderem verrät, dass der Albumtitel auf einen Wutausbruch seiner halbwüchsigen Tochter zurückgeht.
BG/TM


Rufus Wainwright
"Unfollow The Rules"
(BMG; 10.7.2020)


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Foto: Matthew Welch

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