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Lorette Velvette: Vinyle Werkschau "Don't Crowd Your Mind" und zwei Konzerttermine in Deutschland

Memphis, Tennessee mag sich dem flüchtigen Betrachter als gewöhnliche amerikanische Großstadt darstellen. Bei genauerem Hinsehen ergeben sich Details von historischer Tragweite. Die Bluff City, wie Memphis auch genannt wird, weil überschwemmungssicher gegründet am Mississippi River oberhalb eines Steilufers, gilt als das bedeutende Epizentrum der angloamerikanischen Populärmusik. Wer wie Lorette Velvette von dort aus in die Umlaufbahn startet, führt gewöhnlich die gesamte phänomenale Musikgeschichte des Fleckens als Reisegepäck mit sich.

Im Süden der Blues des Mississippi Deltas, im Nordosten die Country Music der Appalachen und mittendrin Memphis, Tennessee. Sam Phillips gründet 1952 Sun Records in Memphis, im angeschlossenen Sun Studio entstehen Schallplatteneinspielungen von Howlin' Wolf oder Harmonica Frank, Ike Turner, B.B. King, Rufus Thomas oder Junior Parker. 1954 veröffentlicht das Label "That's Alright", Elvis Presleys Debütsingle und nichts Geringeres als die Geburtsstunde des Rock'n'Roll. Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Roy Orbison oder Johnny Cash folgen auf dem Fuße.

Inspiriert vom im Süden ebenfalls an jeder Straßenecke präsenten Gospel und beflügelt durch die Bürgerrechtsbewegung, entwickeln sie bei Stax Records ab 1962 eine ureigene Form des Southern Soul, vertreten unter anderem durch Otis Redding, Carla Thomas, Isaac Hayes sowie die hauseigene Studioformation Booker T & The MGs.

Von den Box Tops und Big Star, zwei Rockbands mit Alex Chilton als Sänger, wird das bis dahin aufgelaufene Erbe nach 1964 zum britischen Beat von Beatles & Co ins Verhältnis gesetzt, wiederum anderthalb Jahrzehnte später von Tav Falco & Panther Burns verschmolzen mit der Do-It-Yourself-Ästhetik des Punkrock. Produzent von "The World We Knew", einem Albumklassiker der Panther Burns, war Alex Chilton, eine der Backgroundsängerinnen damals Lorette Velvette.

Die Südstaatenmetropole Memphis, tief verwurzelt in der Tradition und doch stets der Moderne zugewandt. Mit ihren drei Soloalben "White Birds", "Memory Hotel" sowie "Lost Part Of Me" konnte Lorette Velvette den Faden ab 1993 weiter spinnen, am ehesten ablesbar an den Coverversionen. Das Spektrum reicht von Othar Turners "Frog And Peach", Fred McDowells "Kokomo Blues", Eddie Floyds "Oh How It Rains" oder RL Burnsides "Going Down South" bis hin zum "Dirt" der Stooges, Marc Bolans "20th Century Boy" oder "Boys Keep Swimming" aus der Feder von David Bowie und Brian Eno.

Ende Juli 2023 kommt Lorette Velvette für zwei Konzerte nach Deutschland, voraussichtlich im Angebot am Merchandisingstand dann die vinyle Werkschau "Don't Crowd Your Mind", veröffentlicht auf dem französischen, in Nizza beheimateten Kleinstlabel Mono-Tone Records.
Bernd Gürtler/TM
 


Lorette Velvette
"Don't Crowd Your Mind"
(MonoTone; 25.10.2019)


Lorette Velvette im Netz
website | Facebook | MonoTone


Konzerte
22.07.23 Berlin, Wowsville Bar
26.07.23 Dresden, Riesa e.V.
06.08.23 München, Cafébar Mona (neu!)
 

Foto: Lorette Velvette

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