Würde sich Taj Mahals Gesamtleistung auf die Mitbegründung der Rising Sons 1965 in Los Angeles beschränken, es wäre völlig ausreichend für einen Platz im Pantheon der amerikanischen Populärmusik. Beginnend bei "Taj Mahal", "The Natch'l Blues" und "Giant Step/De Ole Folks At Home" folgen auf das kurzlebige Sextett mit Ry Cooder zusätzlich mehrere Soloalben, die inzwischen als Klassiker gelten. Grandiose Musik das erst recht! Keb' Mo' sei ihm aufgefallen, weil ein zehn Jahre jüngerer Kollege mit ähnlichen Ansprüchen an sich selbst. "Keb' was one of the first guys from the next generation that really caught my attention. He understood that you had to really study your craft, that you had to learn the traditions and then find your own voice from there", wird Taj Mahal im Presseinfo des Schallplattenlabels zu "Room On The Porch" zitiert.
Ihr erstes gemeinsames Album erschien 2017, hieß schlicht "TajMo" und wurde mit einem Grammy belohnt. Nicht auszuschließen, dass der Albumnachfolger jetzt ähnlich hochdekoriert abschneidet. Locker aus dem Ärmel geschüttelt, wirken die zehn Songs nicht wie in professionellen Tonstudios aufgenommen, sondern eingefangen auf jener Front Porch, sprich Veranda vorm Wohnhaus, wie auf dem Albumcover abgebildet, wo die Leute im Süden der USA nach getaner Arbeit im Schaukelstuhl ausruhen, mit Nachbarn plaudern, zum Zeitvertreib Musik machen. Jeder ist willkommen, lecker zu essen gibt es obendrein. Stichwort Southern Hospitality, inzwischen möglicherweise zum Klischee geworden, aber im Moment wünschenswerter denn je, so zerstritten wie die Menschen sind. Vom Titelsong zu "Room On The Porch", wird das unverblümt thematisiert, in "Make Up Your Mind" erneut.
"She Keeps Me Movin'" und "My Darling My Dear" sind Lobpreisungen der jeweiligen Lebensgefährtinnen, die Coverversion "Nobody Knows You When You’re Down and Out" ein Uraltblues, zuerst bekannt geworden durch Bessie Smith. Mit der Textpassage "I used to be your prince/But now I’m just a frog/Swimming in the muddy water" nimmt "Blues'll Give You Back Your Soul" Bezug auf das Märchen vom Froschkönig der Gebrüder Grimm, auf Sonny Boy Williamsons "Fattening Frogs For Snakes" und die schlammigen Wasser des Mighty Mississippi, Namenspate eines der bedeutendsten Bluesmusikanten entlang des mächtig gewaltigen Flusslaufs.
Bernd Gürtler/TM
Taj Mahal & Keb' Mo'
"Room On The Porch"
(Concord; 23.5.25)
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