1969 erscheint "Rainmaker", sein Debütalbum, das ein mehr oder weniger durchgängiges Muster etabliert. Michael Chapman ist sowohl Sänger und Songschreiber als auch ein überragender Gitarrist. Neben Songs beinhalten Albumveröffentlichungen in der Regel raffinierte Gitarreninstrumentals. Beides zum Nutzen des jeweils anderen miteinander zu verbinden, wollte leider nie ganz gelingen. Sobald phasenweise die Songs in den Fokus gerückt sind, trat der Gitarrist in den Hintergrund und wurde späterhin ausgelagert auf teils sehr experimentelle Instrumentalalben. Und aus den Songs spricht zwar der nordenglische Grantler, der "Yorkshire miserablist", der er vom Wesen her zu sein scheint; ein Zeitgenosse laut Kritikerurteil, "who is continually disappointed by the vagaries of life and frustrated by the inability of things to be as they should". Vergeblich jedoch die Suche nach Textpassagen, die sich ins kollektive Bewusstsein eingebrannt hätten. Kein "How does it feel/To be on your own, with no direction home" weit und breit. Kein "Nothing to kill or die for/And no religion, too", an das man sich erinnert. Mit "True North" könnte sich das ändern. "There are so many songs that we left unsung/So many tales that we could have spun/But youth is wasted on the young", heißt es im finalen "Youth Is Wasted On The Young". Beinahe jeder mit schon reichlich Laufleistung auf dem Tachometer, kann sich das morgens vom Kalender abreißen, als mürrisches Begleitmantra zum überschaubaren Rest, der noch bleibt. Mitstreiter für sein jüngstes Album fanden sich in BJ Cole, dem Pedal-Steel-Gitarristen, der gern auch von Brian Eno, Scott Walker oder Björk gebucht wird. Des Weiteren dabei, Sängerin Bridget St. John sowie Sarah Smout am Cello. Produziert wurde "True North" von Steve Gunn, ehemals Gitarrist bei Kurt Vile und gerade selbst hochgelobt wegen seines Soloalbums "The Unseen Inbetween".
Bernd Gürtler/TM
Michael Chapman
"True North"
(Paradise Of Bachelors/Cargo; 7.2.2019)