|   Rezension

Achim Reichel

Schön war es doch!

(Tangram/BMG)

Seinen achtzigsten Geburtstag feiert Achim Reichel mit einem furiosen Livetonträger seiner als Abschiedstour deklarierten Konzertreisen der Kalenderjahre 2019/22. Ungebrochen die Spielfreude und repräsentativ der Materialquerschnitt aus dem Songkatalog ab Mitte der siebziger Jahre nach den Rattles, nach Wonderland, nach A.R. & Machines. Die Besonderheit ist, dass der Hamburger Rockbarde eine siebenköpfige, auch bläserbesetzte Bandformation hinter sich versammelt, so dass die Musik, die in jedem Stück steckt, wie selten zuvor nacherlebbar wird.

Bei der Songauswahl umfangreich berücksichtigt die verrockten Shantys solcher Alben wie "Klabautermann" sowie seine Vertonungen klassischer Dichterlyrik eines Theodor Fontane oder Johann Wolfgang von Goethe auf "Regenballade". Maßgeblich wegweisend jene Phase, direkt im Anschluss kam es zu Kooperationen mit zeitgenössischen Dichtern, unter ihnen Jörg Fauser und Kiev Stingl. Wiederum danach fühlt sich Achim Reichel geschult genug, es selbst mit Songtexten in deutscher Sprache zu versuchen. Sein eigenes "Fliegende Pferde" eröffnet den knapp anderthalbstündigen Konzertmitschnitt.

Die Titelfolge wurde mehr oder weniger angelehnt an die Setlist seiner Auftritte. Es beginnt verhalten und steigert sich von Song zu Song. Bei "Der Spieler" finden Musiker und Publikum zusammen. Bei "Exxon Valdez" hat sich die Band endgültig warm gespielt. Bei "Steaks + Bier + Zigaretten" und "Halla Ballu Balle" ist jegliche Zurückhaltung aufgegeben und kein Halten mehr bei "Aloha Heja He", seinem Überfliederhit, der sogar in China für Furore sorgt, ihm nach wie vor Fanpost aus dem Reich der Mitte beschert. Sehr schön auch das Tubaintro zu "Kreuzworträtsel".

Den Albumabschluss bildet das nachträglich im Studio eingespielte "Aber schön war es doch" aus dem Sechzigerjahrerepertoire von Hildegard Kneef. Dem sich nicht nur der Albumtitel verdankt, sondern es lässt sich auch trefflich spekulieren, was als nächstes kommen könnte. Ein Album nach dem Vorbild von Rod Stewarts "American Songbook" oder den "American Recordings" von Johnny Cash vielleicht, bloß mit Schlagerklassikern deutscher Sprache. Nachvollziehbar wäre das und anspruchsvolle Originalvorlagen stünden ausreichend zu Verfügung.

Achim Reichels Autobiographie "Ich habe das Paradies gesehen", liegt ab sofort auch als Hörbuch vor. Ab März stehen weitere Konzerte ins Haus.
Bernd Gürtler/TM


Achim Reichel
"Schön war es doch!"
(BMG/Tangram; 26.1.24)


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Konzerte
09.03.24 Kiel, Wunderino Arena
10.03.24 Oldenburg, Kulturetage
12.03.24 Wilhelmshaven, Pumpwerk
14.03.24 Hamburg, Elbphilharmonie
15.03.24 Bremen, Metropol Theater
17.03.24 Braunschweig, Volkswagen Halle
19.03.24 Gütersloh, Theater Gütersloh
20.03.24 Berlin, Philharmonie
21.03.24 Göttingen, Deutsches Theater
23.03.24 Frankfurt/Main, Alte Oper
25.03.24 Lübeck, MuK
26.03.24 Osnabrück, Osnabrück Halle
28.03.24 Essen, Philharmonie
30.03.24 Hannover, Theater Am Aegi
31.03.24 Köln, Gloria
 

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