Zu jedem Song auf "Nobody Loves You More" habe es mehrere Dutzend Entwürfe gegeben, verriet Kim Deal der britischen Musikzeitschrift Mojo. Klischees zu vermeiden, vor allem daran sei ihr gelegen. Höchste Ansprüche an sich selbst, auch wenn es dadurch länger dauert, das ist eine von Kim Deals vornehmsten Eigenschaften. Eine andere, dass sie, als ihre alten Eltern zunehmend hinfälliger wurden, Mutter Anne obendrein eine Alzheimerdiagnose erhielt, sich selbst kümmerte, weil sie die betagten Herrschaften keinem Pflegedienst überantworten wollte.
We are family, nach dem Motto handelt Kim Deal häufiger. Bei den Pixies, wo sie sich aus feministischen Erwägungen das Künstlerpseudonym Mrs. John Murphy zulegte und den Megahit "Gigantic" sang. Bei den Breeders, einer Kooperation mit Tanya Donelly von The Throwing Muses, bei The Amps, wo jeweils Schwester Kelley Deal, Freunde der Familie und einstige Weggefährten Mitglied gewesen sind. Steve Albini hielt sie seit dem "Surfer Rosa" der Pixies die Treue, das im Mai 2024 verstorbene Produzentengenie war noch nahezu für die gesamte Einspielung von "Nobody Loves You More" verantwortlich.
Blechbläser steuert die Chicagoer Marching Band Mucca Pazza bei, unter anderem zu "Coast", das von einer Hochzeitskapelle namens The Grape Whizzers handelt, die sich beim Covern von Jimmy Buffetts "Margaritaville" etwas ungeschickt anstellte. "Summerland" rekapituliert einen Winterurlaub auf den Florida Keys. Das schrullige "Crystal Breath" begeistert wegen Songzeilen wie "The freak in my reflection sparkles into view/Let’s start a new life". Der demenzkranken Mutter ist "Are You Mine?" gewidmet, zuvor auf einer von Kim Deals ersten fünf, vinylen Solosingles veröffentlicht.
Bernd Gürtler/TM
Kim Deal
"Nobody Loves You More"
(4AD/Beggars; 22.11.24)
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