|   Rezension

Baxter Dury

Allbarone

(Heavenly/PIAS)

Wer bin ich? Was ist meine Bestimmung? Menschen stellen sich gewöhnlich solche Fragen und Baxter Dury insbesondere deshalb, weil der Sohn von Großbritanniens Rockberühmtheit Ian Dury. "Allbarone" erweitert seine Selbstfindungserzählung um ein gelungenes, neues Kapitel.

Den ersten öffentlichen Auftritt erlebt Baxter Dury als Dreikäsehoch an der Seite seines prominenten Vaters. Gemeinsam posieren die beiden vor den Schaufensterauslagen eines Damenwäschefachgeschäfts unweit der Londoner Victoria Station fürs Frontcover von Papas "New Boots and Panties!!" mit dem berühmten "Sex & Drugs & Rock & Roll" als Singleauskopplung.

Jeder, der angesichts des provokanten Songtitels den endgültigen Beweis erbracht sah, dass Ian Dury ein miserabler Vater gewesen ist, durfte sich eines Besseren belehren lassen. Zwar beschäftigte er einen Babysitter, der auf den Namen Sulphate Strangler hörte, zwar ließ er Sohnemann mit vierzehn an einem Joint ziehen und Lagerbier nippen. Aber "he wasn't evil, he was a normal dad who made me soup", versichert Baxter Dury 2010 gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian.

Seine eigene Musikerkarriere startet er zu Beginn der Nullerjahre und weiß selbstredend, was zu tun ist, um sich abzuheben. Die Songs seines Vaters hätten in der Regel als Erzählung begonnen und seien dank cleverer Produzenten musikalisch umgesetzt worden. Er seinerseits habe sich zuerst Musiktheorie sowie Notenschrift beigebracht und akzeptiert seine Introvertiertheit im Unterschied zum Vater. "He's bold, I'm whispery and more hidden", erläutert Baxter Dury.

Zum Stilmittel, das ihm am meisten entspricht, entwickelt sich nach und nach die Elektronik. Was sein amtierender Produzent Paul Epworth an Beats und Sounds zu "Allbarone" beisteuert, harmoniert geradezu perfekt mit Baxter Durys Gesang, der inzwischen ein lakonischer Sprechgesang geworden ist. Obwohl laut Begleitvideo in Venedig angesiedelt, handelt es sich beim Schauplatz des Titelsongs zu "Allbarone" um eine Londoner Filiale der britischen Restaurantkette All Bar One, wo Baxter Dury eine gescheiterte Beziehung ihr Ende finden lässt. "Schadenfreude" verrät Baxter Durys bissige Ader. "Hapsburg" erwähnt ein " Breakfast at the Berghain". "Mr. W4" versteht sich als Referenz an den Londoner Stadtteil Chiswick; seine Mutter Betty ist dort aufgewachsen.
Bernd Gürtler/TM


Baxter Dury
"
Allbarone"
(Heavenly/PIAS; 12.9.25)


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Foto: Tom Beard

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