Das beispiellose, hyperaktive Geschrammel von einst begegnet einem inzwischen geordneter, hatte sich aber bei den beiden Vorgängeralben stilistisch noch deutlich am Garagenrock orientiert. "Why Not?" sowie "Invincible" von 2018/19 sind jeweils ein einziges, subtil ausgearbeitetes "Louie Louie" gewesen. Wohl um dem Bedarf nach noch mehr Vielfalt entgegenzukommen, bedient sich "Crazy Hearts" bei klassischen Rockriffs. Was keineswegs verkehrt wäre, entstünde nicht gleichzeitig der Eindruck als seien Gesang und Band getrennt voneinander eingespielt.
Inhaltlich verspricht das Presseinfo des Schallplattenlabels "a philosophical psych-tinged journey". Monster, Außerirdische und Beziehungskram, Jad Fairs Lieblingsthemen, kommen deshalb trotzdem nicht zu kurz. Bei "Dark World" bleibt das Wort 'Dark Age' hängen, welches einen daran denken lässt, dass wir derzeit dorthin zu steuern scheinen, zurück ins Mittelalter. Trotz eines schier unerschöpflichen Wissens, das im Weltnetz jederzeit abrufbereit steht, wären Hexenverbrennungen und öffentliches Vierteilen längst wieder an der Tagesordnung, ginge es nach dem Mob, der sich der sozialen Medien bemächtigt hat. Lebensbejahende Momente halten "Wondrous Wonder" und "Undisputed Champions" bereit, illustriert durch Videoclips mit Animationen von Jad Fairs naiver Wasserfarbenmalerei. Auf dem Albumcover diesmal keiner seiner berühmten Scherenschnitte, sondern ein Entwurf des Matt-Groening-Verehrers Gary Panter.
BG/TM
Half Japanese
"Crazy Hearts"
(Fire; 4.12.2020)
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