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Tamikrest

Tamotaït

(Glitterbeat)

Herzlich wenig weiß die breite Öffentlichkeit über das Nomadenvolk der Tuareg. Wenn, dann erreichen uns verstörende Fernsehbilder von Krieg und Vertreibung. Schwierig in der Regel die Einordnung der übrigen spärlichen Nachrichten. Tamikrest wollen das ändern. Der Band um Sänger Ousmane Ag Mossa liegt einiges daran, vom Schicksal der Tuareg zu berichten. Mit "Tamotaït" ist endlich eine elektrifizierte, gitarrengetriebene Formensprache gefunden, die einem Rockpublikum weltweit vertraut vorkommen dürfte und gleichzeitig die ethnischen Wurzeln keineswegs verleugnet. Atemberaubend dieser Balanceakt!

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Irreversible Entanglements

Who Sent You?

(International Anthem)

Moor Mother ist das Künstlerpseudonym von Camae Ayewa, einer Beatpoetin und politischen Aktivistin aus Philadelphia. Zu ihren Vorbildern zählt das Art Ensemble Of Chicago. 2017 begegnet sie am Rande eines Jazzfestivals in Litauen Roscoe Mitchell, einem der letzten beiden noch lebenden Gründungsmitglieder des AEOC. Als die Freejazzpioniere zwei Jahre später mit der Albumeinspielung "We Are On The Edge" fünfzigstes Gründungsjubiläum feiern, steuert sie Songtext und Vokalperformance zum Titelstück bei. Mit den Irreversible Entanglements fand sie ihr eigenes Art Ensemble.

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CocoRosie

Put The Shine On

(Marathon Artists)

Schwestern teilen alles und sei es eine Kindheit, die geeignet gewesen wäre, daran zu verzweifeln, bei Sierra und Bianca Casady jedoch kreative Energie im Übermaß freisetzen sollte. Nichts was das Geschwisterduo hinter CocoRosie nicht ausprobiert hätte! Malerei, Kunstinstallationen, Modedesign; mehrere Filmsoundtracks schlagen ebenso zu Buche wie Theaterproduktionen in Berlin oder Moskau. Schön, dass sich dennoch eine Lücke fand für "Put The Shine On", veröffentlicht fünf Jahre nach CocoRosies Vorgängeralbum "Heartache City" und vier Jahre nach Bianca Casadys Soloprojekt "Oscar Hooks".

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Stephen Malkmus

Traditional Techniques

(Domino)

Eine Gehirnwäsche und dass man "these old thoughts" von ihm nehme, erbittet Stephen Malkmus in "Brainwashed". Soweit es sein kreatives Schaffen betrifft, wurde dem Ansinnen bereits stattgegeben. Die gewiss originelle, jedoch reichlich angejahrte Rockformel seiner Gruppe Pavement, bruchlos weitergeführt solo mit The Jicks, dürfte spätestens 2019 aus seinem Gedächtnis getilgt gewesen sein. Wie sonst konnte das reine Elektroalbum "Groove Denied" entstehen?! Und jetzt ein Abstecher in den Folk, dass es einem das Herz wärmt. Einmal angespielt, mag man "Traditional Techniques" nicht mehr weglegen!

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Pictish Trail

Thumb World

(Fire/Cargo)

Nachts, wenn du schläfst, schläft auch dein Laptop? Und wenn nicht? Was, wenn der nützliche Rechenknecht heimlich ein intergalaktisches Weltraumepos komponiert? Dann dürfte die Festplatte am nächsten Morgen etwas auswerfen, das klingt wie bei Pictish Trail, dem Bühnenalterego von Johnny Lynch. Keineswegs von ungefähr gilt der bärtige Schotte seinem Schallplattenlabel als wahres "electro-acoustic psych-pop wonder". Dass die skurrilen Songkreationen zwischen Ohrwurm und Experiment an seltsame Songtexte und eine eigenwillige Biographie geknüpft sind, versteht sich fast von selbst.

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Lee Ranaldo & Raül Refree

Names Of North End Women

(Mute/PIAS)

Ständig auf dem Sprung und nie abgeneigt, wenn neue Herausforderungen winken. Eine Eigenschaft, die Lee Ranaldo auszeichnet, seit er zu Beginn der achtziger Jahre in New York Sonic Youth mitbegründete. "Names Of North End Women" ist seine dritte Kooperation mit Raül Refree, einem gefragten Produzenten und Soundtrackkomponisten, der in seiner Heimat Spanien als Mitglied der Hardcoreband Corn Flakes gestartet ist. Bloß macht sich diesmal die Nennung des Kreativpartners im Albumtitel unumgänglich, zu essenziell sein Beitrag.

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G. Love & Special Sauce

The Juice

(Thirty Tigers/Bertus/Membran)

"The blues had a baby and they named it rock'n'roll", verkündet Muddy Waters 1977 in einem gleichnamigen Song. Damals bereits in seinen Sechzigern, wollte der betagte Bluesmann dem Rockpublikum ins Bewusstsein rufen, woher dessen Lieblingsmusik eigentlich kam. Gar nicht lange hin und der Blues hatte sich ein weiteres Mal fortgepflanzt. Auf den Namen HipHop hörte der jüngste Spross nach Soul und Funk. Garrett Dutton aus Philadelphia organisierte mit seinen G. Love & Special Sauce zu Beginn der neunziger Jahre ein generationsübergreifendes Familientreffen, das für Furore sorgen sollte.

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The Haden Triplets

The Family Songbook

(Thirty Tigers/Bertus/Membran)

Keiner wird als Jazzmusiker geboren, Basskoryphäe Charlie Haden jedenfalls wurde es nicht. Seinen Einstand gab er im Alter von zwei Jahren als Sänger, im Rahmen einer von der Familie gemeinsam bestrittenen Radioshow nach dem Vorbild der Carter Family, die neben Porter Wagoner und weiteren Countrygrößen zum Bekanntenkreis des Vaters gehörte. Charlie Hadens Sohn Josh sollte mit seiner Formation Spain an den Jazz anknüpfen und unter dem Eindruck des Grungerock erneuern. Seine drei Schwestern führen die Countrytradition fort. "The Family Songbook" ist das zweite Album der Haden Triplets.

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Wire

Mind Hive

(Pink Flag/Cargo)

Sänger, Gitarrist und Mitbegründer Colin Newman weiß, wie er seine Gruppe Wire vorzustellen hat. "We're the most famous band you've never heard of", kalauert er 2017 gegenüber dem US-Musikmagazin Rolling Stone. Genau, während andere sich bei ihnen bedienen und sogar Hits landen, bleiben sie selbst konstant unter dem Radar. Keineswegs überraschend, ließe sich einwenden. Wire verkörpern eine englische Variante des bayerischen Wahlspruchs "Mir san mir". Weshalb nahezu jede ihrer Albumveröffentlichungen aber eben garantiert ungewöhnlich ist. "Mind Hive" setzt die schöne Tradition fort.

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Jeff Parker

Suite For Max Brown

(International Anthem/Nonesuch)

Als Jeff Parker Mitte der neunziger Jahre Tortoise beitrat, brachte das der Band sowohl einen Zuwachs an musikalischer Kompetenz als auch ihre stärkere Anbindung an Chicagos Jazz/Avantgarde-Szene. Von dort kam das neue Mitglied, dort blieben seine Parallelformationen Isotope 217 und Chicago Underground Trio verwurzelt, daran anknüpfend wiederum jüngere Solounternehmungen, beeinflusst jetzt durch die Verflechtung mit Tortoise. Genaugenommen ist "Suite For Max Brown" das Album, das Tortoise längst hätten abliefern können, stünden sie als Erfinder des Post Rock nicht derart unter Druck.

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Yorkston/Thorne/Khan

Navarasa: Nine Emotions

(Domino)

Kaum ist es amtlich gewesen, dass der Brexit jetzt kommt, stand erneut ein schottisches Unabhängigkeitsreferendum im Raum. Unter den Befürwortern von jeher der gebürtige Schotte James Yorkston. Denn was wird Großbritanniens Austritt aus der Europäischen Union dem Land bringen? Ewiges Glück oder Ausgrenzung und Abschottung? Keiner weiß es eben so ganz genau. Von daher sind Zweifel angebracht, ob kulturelle Brückenschläge wie im Trio mit Jon Thorne und Suhail Yusuf Khan in Zukunft noch möglich sein werden. "Navarasa: Nine Emotions" ist das dritte Album des Gespanns und ein bemerkenswerter Wurf.

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Bill Fay

Countless Branches

(Dead Oceans/Cargo)

So selten tritt Bill Fay ins grelle Rampenlicht des Showgeschäfts, dass der bundesdeutsche Vertrieb seiner jüngeren Schallplatteneinspielungen 2015 einen amüsanten Aprilscherz auf seine Kosten landen konnte. Zuvor hatte der menschenscheue Brite nach einundvierzigjähriger Abwesenheit das Comebackalbum "Life Is People" veröffentlicht und werde nun, hieß es in einer Pressemeldung von Cargo Records, sogar ein einziges Konzert geben. Im Londoner Astoria Theatre, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wer möchte, solle bei Bedarf eins von eintausend im Zuschauerraum platzierten Smartphones mieten und mitfilmen.

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The Good Ones

Rwanda, You Should Be Loved

(Anti/Indigo)

Ruanda, das Lehrstück, wie Ausgrenzung und Hetze eine Gesellschaft in den Abgrund stürzen können. Wiederholt sogar, denn Gewaltexzesse zwischen Tutsi und Hutu erlebt das "Land der tausend Hügel", wie sich der ostafrikanische Binnenstaat auch nennt, 1994 nicht zum ersten Mal. Seinerzeit jedoch in einem nie dagewesenen Ausmaß, und erschütternde Medienberichte von den Ereignissen gehen um die Welt. Mit seiner Formation The Good Ones will der gebürtige Ruander Adrien Kazigira dem Schrecken der Vergangenheit einen Kontrapunkt entgegensetzen und zur Aussöhnung in seinem Heimatland beitragen.

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Josephine Foster And The Supposed

All The Leaves Are Gone

(Fire)

Ist das herrlich schräg, phantastisch! Entweder Josephine Foster liegt gesanglich daneben oder ihr Gitarrist vertut sich. Nicht nur wegen der höchstwahrscheinlich zufälligen Namensüberschneidung erinnert das geradewegs an Florence Foster Jenkins, die amerikanische Anwaltstochter und verhinderte Operndiva, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts New Yorker Salons und Schaubühnen erobern konnte, obwohl sie selten den richtigen Ton traf; von Meryl Streep einfühlsam dargestellt 2016 im nach der historischen Figur benannten Kinostreifen. Wobei hier genau der umgekehrte Fall vorliegen dürfte, einiges spricht dafür.

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Joe Henry

The Gospel According To Water

(EarMusic/Edel)

Ein Fluss, der kristallklar und sehr lebendig einem düsteren Felsmassiv entspringt. Die perfekte Bildallegorie das Albumcover! Joe Henry selbst beschreibt "The Gospel According To Water" als eine Songkollektion, die aus tiefschwarzer Muttererde herausgewachsen sei. Wenige Wochen vor seinem achtundfünfzigsten Geburtstag war ihm eröffnet worden, dass er an Prostatakrebs erkrankt ist. Im vierten Stadium, zweieinhalb Monate würden ihm bleiben. Eine grobe Fehleinschätzung glücklicherweise. Nach erfolgreicher Therapie präsentiert sich der amerikanische Songpoet und Produzent wieder in Bestform.

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Van Morrison

Three Chords & The Truth

(Exile/Caroline)

Stets wiedererkennbar und doch nie ein und derselbe. Sicherlich trifft es zu, dass Van Morrison zurückkehrt zum Celtic Soul früher Albumklassiker wie "Hard Nose The Highway", "Moondance" oder "Astral Weeks"; bezeichnenderweise erneut mit an Bord Gitarrenvirtuose Jay Berliner, zuständig für die Verfeinerung des Kammerjazzcharakters von "Astral Weeks". Aber ist "Three Chords & The Truth" deshalb ein billiger Abklatsch? Nicht im Geringsten! Mehr oder weniger erwartbar angesichts des Albumtitels, riskiert der irische Grantler wie selten zuvor eine Auseinandersetzung mit der Welt, die ihn umgibt, heute, hier und jetzt.

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