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Courtney Marie Andrews

Old Flowers

(Loose/Fat Possum/Rough Trade)

Neujahr 2018 ist es gewesen, im Garten hinterm Haus der Mutter, als ein Waldkauz tot vom Himmel fiel, ihrem Lebensgefährten direkt vor die Füße. Wie ein "daunting omen, ushering on change for the both of us" sei ihr das vorgekommen, verrät Courtney Marie Andrews im eigenhändig verfassten Presseinfo. Die Beziehung hält noch das nächste Jahr, dann ist Schluss. Den Trennungsschmerz verarbeitet "Old Flowers" im Sinne des Titelsongs, demzufolge es rein gar nichts bringt vertrocknete Blumen zu gießen. Sich die Pflanzen fachgerecht gepresst ins Album seiner Erinnerungen zu heften, macht sehr wohl Sinn.

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Shirley Collins

Heart's Ease

(Domino)

Weithin geschätzt wegen besonderer Fähigkeiten bei der Bewahrung des britischen Folkerbes. Ihr Repertoire überwiegend eine Auswahl handverlesener Traditionals, die sie mehr wiedergibt anstatt dem Material einen individuellen Stempel aufzudrücken. Fast scheint es als sprächen die Vorfahren durch Shirley Collins! Eine gescheiterte Ehe schlägt ihr dann so sehr aufs Gemüt, dass sie fast drei Jahrzehnte nicht mehr vor Publikum singen kann. 2016 schließlich doch ein Comeback und jetzt, im fünfundachtzigsten Lebensjahr, mit "Heart's Ease" das zweite, ausgezeichnete Comebackalbum nach "Lodestar".

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The Jayhawks

XOXO

(Thirty Tigers/Membran)

Das offenbar aus einem Sechzigerjahrekatalog für portable Schallplattenspieler abgemalte Frontcover bedeutet etwas. Die junge Dame, vertieft in ihre Vinylscheiben, verkörpert eine Epoche notorischer Gruppenbildung. Wichtigster Impulsgeber sind die Beatles gewesen, vier Liverpooler Vorstadtjungs, die, obwohl verschieden vom Charakter her, den Alltag wenigstens zeitweise gemeinsam als Gleichberechtigte bewältigen wollten. Schmerzlich vermisst dieses Element in unserer weitgehend entsolidarisierten Selfiegesellschaft der Gegenwart, von den Jayhawks hier aber mit Vehemenz beschworen.

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The Green Apple Sea & Wayne Graham

Less Than Familiar

(K&F)

Nürnberg in Bayern trifft Whitesburg, Kentucky. Eine transatlantische Rückkopplung sozusagen und keineswegs überraschend zustande gekommen, weder so noch so. War nicht Johnny Cash als US-Armist im bayrischen Landsberg stationiert, um den Funkverkehr der Sowjets abzuhören? Hatten Wayne Graham bei ihrem Album "Joy!" nicht deutsche Sessionmitstreiter, die der amerikanischen Rootsspielweisen mächtiger gewesen sind als mancher Amerikaner? Hier teilen sich Kenny und Hayden Miles eine EP mit Stefan Pranges The Green Apple Sea.

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Rufus Wainwright

Unfollow The Rules

(BMG)

"Gee, if he has the mom's musicality and smarts, and the dad's smarts and voice, that'd be nice", hoffte der Überlieferung zufolge sein dann erster Labelchef Lenny Waronker beim Einlegen einer ihm zugesteckten Demokassette. Und war von den Socken in Anbetracht dessen, was er zu hören bekam. Zweieinhalb Jahrzehnte später sind Mama Kate McGarrigle und Papa Loudon Wainwright III haushoch überflügelt. Seit "Prima Donna" und "Take All My Loves: 9 Shakespeare Sonnets" wissen wir, neben Songs beherrscht Sohnemann auch die Großform der Oper. "Unfollow The Rules" verbindet beides auf das Genialste.

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Khruangbin

Mordechai

(Dead Oceans/Cargo)

Flugzeuge im Bauch? Gut möglich nach dem Hörgenuss dieser Band. Nicht nur, weil der Bandname aus dem Thailändischen kommt und Flugzeug bedeutet. Khruangbin besetzen eine Stilkategorie, die noch nicht erfunden ist, während sie selbst sich bei Psychedelic Rock, Surf Music, Dub Reggae, Southeast Asian Funk, Middle Eastern Soul oder wer weiß was bedienen. Miteinander verbunden, meist unter Verzicht auf Gesangseinlagen, ergeben die Elemente ein atmosphärisches Chillouterlebnis. Denn das ist das Besondere an der texanischen Trioformation, ihr mit Händen greifbares Entschleunigungsmoment.

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Neil Young

Homegrown

(Reprise)

Selten, dass eine Archivveröffentlichung solche Medienresonanz erzielt. Songmaterial, das vom Schallplattenlabel oder den Künstlern selbst zurückgehalten wurde, ist in der Regel ein Nischenthema. Bei Neil Young nicht anders, außer diesmal eben. "Homegrown", jetzt in ursprünglich angedachter Form erschienen, sollte 1975 "Time Fades Away" sowie "On The Beach" nachfolgen und unbedingt ein Kassenschlager werden wie "After The Goldrush" beziehungsweise "Harvest". Weil ihm schien, dass er allzu Privates preisgibt, beschloss Neil Young stattdessen mit dem todtraurigen "Tonight's The Night" fortzufahren.

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Peter Gabriel

Rated PG

(Caroline)

Neues von Peter Gabriel? Nicht wirklich, leider. "Rated PG" war zum Record Store Day 2019 bereits als streng limitierte, vinyle Picturedisc erschienen. Damals wie jetzt enthalten, Soundtrackbeiträge des für seine eigenwillige Populärmusikhandschrift bekannten Briten. Ohne Berücksichtigung seiner vier regulären Soundtrackalben "Birdy", "Passion", "OVO" und "Long Walk Home: Music From The Rabbit-Proof Fence". Zusammengestellt hier verstreute Einzelstücke aus drei Jahrzehnten, die erstaunlicherweise trotzdem ein gut anhörbares, geschlossenes Ganzes ergeben und manche Überraschung bereithalten.

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LA Priest

Gene

(Domino)

Beim diesjährigen Gipfeltreffen der liebeswerten Sonderlinge bekäme LA Priest einstimmig den Vorsitz übertragen und müsste dennoch ablehnen. "I'm not trying to weird people out or be freaky for the sake of it. I'm trying to turn people on to some-thing that can be real for them, if they can accept its unusual form", erfuhr die britische Tageszeitung The Guardian und dass 'Earth Shaman' passender wäre. Aber spaziert er nicht mit einem gar seltsamen Spitzhut durchs Video zu "Beginning"? Oder zündelt gern wie weiland The God Of Hell Fire, Arthur Brown? Oder bastelt sich seinen Synthesizer selbst?!

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Deerhoof

Future Teenage Cave Artists

(Joyful Noise/Cargo)

Sollte die Menschheit demnächst vollends ins Verderben stürzen, geschuldet den Versäumnissen der "older generation in power that would rather see life on Earth destroyed than give up archaic systems of capital", wie es im Presseinfo des Schallplattenlabels heißt, dann steigen die Future Teenage Cave Artists aus ihren Höhlen und formen die Trümmer des Alten zu etwas Neuem. Soweit das vom Album entworfene Szenario. Ob es die Spezies aus dem Albumtitel besser machen wird als wir? Bringt sie dem Planeten nur halb so viel Empathie entgegen wie die Musik von Deerhoof spektakulär ist, besteht Hoffnung.

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Holy Hive

Float Back To You

(Big Crown)

Kein Zufall, dass das Schlagzeug eröffnet. Mitglied bei Holy Hive ist Homer Steinweiss, Rhythmuskeeper und Beatentwickler hinter dem Neosoul von Sharon Jones & The Dap-Kings oder Charles Bradley; auch Amy Winehouse verpflichtete den gebürtigen New Yorker. "Float Back To You" entstand in Kooperation mit dem Singer/Songwriter Paul Spring aus Minnesota, der eine komplett andere Prägung mitbrachte. Gemeinsam gelang den beiden ein Album, das sich an lauschigen Frühsommernachmittagen hervorragend als Traumfänger eignet und nebenher dem Neosoul eine unerwartete Facette hinzufügt.

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Steve Earle & The Dukes

Ghost Of West Virginia

(New West/PIAS/Rough Trade)

Ein sozusagen in die Verlängerung gegangenes Auftragswerk, das als Theaterprojekt seinen Anfang nahm und ein Bergwerksunglück 2010 in West Virginia aufarbeitet, bei dem neunundzwanzig Bergleute starben. Entwickelt aus Interviews mit Hinterbliebenen und überlebenden Kollegen der zu Tode gekommen Kohlekumpel, enthielt das Bühnendrama mehrere Songs von Steve Earle, eigens für das Stück geschrieben und von ihm selbst im Rahmen der Aufführung solo vorgetragen. Sieben seiner Songs zuzüglich drei weiterer, wurden in den New Yorker Electric Lady Studios für "Ghost Of West Virginia" neu eingespielt.

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Jason Isbell & The 400 Unit

Reunions

(Thirty Tigers/Membran)

Country Music, das wissen wir, ist das amerikanische Gegenstück zum deutschen Schlager. Aber ähnlich dem Schlager, der in der Vergangenheit gelegentlich zum Chanson tendierte, entwickelt auch die Country Music abweichende Erscheinungsformen. Neben Kacey Musgraves, Margo Price und Sturgill Simpson gehört Jason Isbell zu denen, die einen Sonderweg riskieren. Deutlich abzulesen der Unterschied in seinem Fall schon daran, dass er Position bezieht gegen Donald Trump. Während die meisten seiner Countrykollegen die Klappe halten, aus Furcht, es könnte sie ihr Publikum kosten.

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Mark Lanegan

Straight Songs Of Sorrow

(PIAS)

Dem Album vorausgegangen war Mark Lanegans Autobiographie "Sing Backwards And Weep", bei deren Lektüre das US-Musikmagazin Rolling Stone an eine "debauched Bukowski novel" denken musste. Kein noch so unrühmliches Detail wurde ausgespart, weder seine verstörende Kindheit in Ellensburg, Washington, noch seine Karriere als jugendlicher Kleinkrimineller und Drogenjunkie. Ebenso abgehandelt seine Zeit als Sänger der Screaming Trees oder die Gewissensnot im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Nirvanas Kurt Cobain. Und parallel zur Buchpublikation entstand "Straight Songs Of Sorrow".

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Laura Marling

Song For Our Daughter

(Partisan/Chrysalis)

Arg strapaziert der Vergleich mit Joni Mitchell, dennoch nicht ganz aus der Luft gegriffen und mühelos erweiterbar auf Patti Smith. Die gewöhnlich gut informierten Kreise wissen zu berichten, dass Laura Marling an ihrem dreizehnten Geburtstag zwei Meilensteinalben der Rockgeschichte auf dem Gabentisch vorfand. Neben "Blue" sei das "Horses" gewesen, heißt es. Genau in dieser Tradition der schöpferischen, selbstbestimmten Rockfrauen steht sie heute. Belesen wäre eine weitere Zuschreibung, die sich regelrecht aufdrängt. Hinweise, wie es dazu kommen konnte, finden sich in ihrer Biographie.

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Baxter Dury

The Night Chancers

(Le Label/PIAS)

Was ist ein Night Chancer? "Basically a bastard on the other side of a wall", verriet Baxter Dury dem britischen Musikmagazin Record Collector. Der Lauscher an der Wand sozusagen, freiwillig unfreiwillig fasziniert und gleichermaßen irritiert von dem, was im Hotelzimmer, der Wohneinheit nebenan vor sich geht. Spannend das Album, von daher vorrangig wohl für die Großstadtpopulation überzeugter Individualisten, die dicht gedrängt in den Weltmetropolen haust und an der Oberflächlichkeit ihrer Sozialkontakte verzweifelt. Wenn nicht noch eine weitaus originellere Bedeutungsebene eingewoben wäre.

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