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Elvis Perkins

Creation Myths

(Mir Petaluma/Bertus)

Wenn's gut werden soll, schreibt der Songschreiber am besten über sich und seine ureigene, persönliche Erlebniswelt. Elvis Perkins weiß um diese wichtige Ressource eines literarischen Schaffensprozesses. Wobei das, worauf er sich stützen kann, nichts Beneidenswertes hat. Sein Vater, Schauspieler Anthony Perkins, der Norman Bates aus Alfred Hitchcocks "Psycho", starb an den Folgen einer HIV-Infektion. Die Mutter, Berry Berenson, eine prominente Fotografin, saß in einer der beiden Passagiermaschinen, die an 9/11 von islamistischen Terrorkommandos ins New Yorker World Trade Center geflogen wurden.

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Loudon Wainwright III

I'd Rather Lead A Band

(Search Party/Thirty Tigers/Membran)

Mal nicht selber den Hut aufhaben müssen, einfach Sänger sein dürfen. Verlockende Vorstellung für jemanden, der bereits zwei Dutzend Alben mit eigenen Songs veröffentlicht hat. Und herausragenden Songs wohlgemerkt, keineswegs zufällig gilt Loudon Wainwright III als einer der Besten seiner Zunft. Nach dem Tributeprojekt "High Wide & Handsome" zum Andenken an den Banjozupfer und Countrypionier Charlie Poole, bot sich erneut Gelegenheit Verantwortung abzugeben. "I'd Rather Lead A Band" enthält Interpretationen amerikanischer Populärmusikstandards der zwanziger und dreißiger Jahre.

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Sufjan Stevens

The Ascension

(Asthmatic Kitty/Cargo)

Übersetzt bedeutet der Albumtitel so viel wie Christie Himmelfahrt. Ein Zufall? Mitnichten! Weltanschauliche Orientierung bezieht Sufjan Stevens unter anderem aus dem Christentum, vorzugsweise der orthodoxen Glaubensvariante. Obschon Vokabular und Wertvorstellungen der konfessionellen Zugehörigkeit in seine Songs einfließen, versteht sich der Fünfundvierzigjährige auf gar keinen Fall als Verkünder irgendeiner frohen Botschaft. Religiöser Eifer ist ihm fremd, und doch entfesselt es einen heiligen Zorn, wenn er an sein Amerika denken muss in der Nacht. "The Ascension" dient dem Furor als Ventil.

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The Flaming Lips

American Head

(PIAS)

Wer mit Arnold Layne des Nachts um die Vorstadthäuser zieht und Damenunterwäsche von der Moonshine Washing Line stibitzt oder in Begleitung von Lucifer Sam, Mathilda Mother und der Vogelscheuche dem Piper At The Gates Of Dawn begegnet, wird unweigerlich ein Album wie dieses abliefern. A Saucerful Of Secrets, ein psychedelisches Füllhorn, tief verwurzelt im Englischen. Dabei wollten sich die Flaming Lips unbedingt als American Band ausprobieren. Bloß um zu erreichen, dass die musikalische Vielfalt von "American Head" inhaltlich mit einer ausgeprägten Ernsthaftigkeit korrespondiert.

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Throwing Muses

Sun Racket

(Fire)

Touren, touren, touren, unterwegs sein und Auftritte bewältigen. Seit Menschengedenken dasselbe gleiche Berufsbild des Musikers. Höchstens mit dem Unterschied, dass seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts begleitend Tonträger erscheinen. Als vierfache Mutter musste Kristin Hersh Organisationgeschick beweisen, um überhaupt einer aktiven Musikerkarriere nachgehen zu können. Kurzerhand nahm sie die Kinder mit auf Tour und verteilte, auf dass ihre Erwerbstätigkeit nie ins Stocken gerät, die Aktivitäten über mehrere Standbeine, den Solobereich, die Trioformation 50 Foot Wave und eben die Throwing Muses.

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Tricky

Fall To Pieces

(False Idols)

Er verweigert sich Zuschreibungen und Klischees, trägt Frauenkleider wenn nötig, lehnt es ab bei Fototerminen grimmig dreinzuschauen, weil das erwartet wird von einem, der aus Knowle West, dem Problemviertel der südwestenglischen Hafenmetropole Bristol stammt und lateinamerikanisch-karibische Vorfahren hat. Weder über Geschlecht noch Hautfarbe möchte er sich oder seine Musik definiert wissen. Ein Leitmotiv, das seiner Mitgliedschaft bei Massive Attack geschuldet sein dürfte. Die ihn zum Miterfinder des TripHop macht, eine Pioniertat solchen Ausmaßes strahlt aus auf benachbarte Bereiche.

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Afel Bocoum

Lindé

(World Circuit)

Die Herrlichkeit der Musik steht im krassen Widerspruch zur Situation im Herkunftsland Mali. Seit Jahren eskalieren ethnische Konflikte, geschürt von islamistischen Terrorkommandos und begünstigt durch einen korrupten, schwachen Staat, dessen Regierungen mit Regelmäßigkeit vom Militär aus dem Amt geputscht werden. Afel Bocoum, gebürtiger Malier, hält mit "Lindé" dagegen. Sein Album versteht sich als Aufruf zu Dialog und Versöhnung. Denn gewöhnlich sind sich die Menschen nicht von sich aus feind. Sie werden zu Feinden, sobald sie skrupellosen, herrschsüchtigen Ideologen auf den Leim gehen.

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Dan Penn

Living On Mercy

(Last Music Company)

Aretha Franklins "Do Right Woman, Do Right Man"? Ein Hitklassiker des Southern Soul der sechziger Jahre, gar keine Frage. Ähnlich James Carrs "Dark End Of The Street" oder das unverwüstliche "Cry Like A Baby" der Box Tops. Aber wer hat's geschrieben? Dan Penn ist beteiligt gewesen, in Co-Autorenschaft mit Chips Moman beziehungsweise Spooner Oldham. Dass er als Songschreiber im Schatten der um ein Vielfaches berühmteren Songinterpreten steht, war von vornherein einkalkuliert und somit nie ein Problem. Nur von Zeit und Zeit juckt es eben doch und dann will vorgeführt sein, wo Bartel den Most holt.

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Bobby Rush

Rawer Than Raw

(Deep Rush/Thirty Tigers)

Ein Schwerenöter, ein Tunichtgut, dem es gefällt, die erotische Komponente des Blues arg zu überzeichnen und Frauen anzubaggern als hätte es MeToo oder geistesverwandte Vorreiterbewegungen nie gegeben. Sein Stammpublikum im Süden der USA weiß das zu schätzen, jenseits davon hält sich die Gefolgschaft in Grenzen. "Rawer Than Raw" ist zur Abwechslung als Hommage an die Bluesveteranen des Mississippi Deltas angelegt. Geboren in Louisiana, lebt Bobby Rush seit Jahrzehnten in Mississippi. Dem einen oder anderen Bluesgiganten der Region durfte er sogar noch persönlich begegnen.

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Angel Olsen

Whole New Mess

(Jagjaguwar/Cargo)

Die katholische Kirchgemeinde des Kleinstädtchens Anacortes an der nordamerikanischen Pazifikküste auf halber Wegstrecke zwischen Seattle und Vancouver, ließ vor über einhundert Jahren ein Gotteshaus errichten, das nach seinem Besitzerwechsel 2010 zum Recording Studio The Unknown umgebaut wurde. "Whole New Mess" ist dort entstanden. Neun der elf Songs dürften der Stammhörerschaft bekannt vorkommen, das Album enthält die Urfassung des im Herbst 2019 erschienenen "All Mirrors" und war von vornherein für eine nachträgliche Veröffentlichung vorgesehen. Angel Olsen wollte das so.

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Daniel Blumberg

On & On

(Mute)

Die Covergestaltung seiner Alben dürfte Daniel Blumberg jeweils das geringste Kopfzerbrechen bereiten. Der gebürtige Brite, Absolvent der Londoner Royal Drawing School, malt selbst. Vorzugsweise in der Silberstifttechnik eines Albrecht Dürer oder Leonardo da Vinci, kombiniert mit Wasserfarben. Die Parallelverwurzelung in der bildenden Kunst und daraus sich eventuell ergebende Wechselwirkungen erklären seine Musik allerdings nur bedingt. Erst eine dritte und vierte Komponente versetzen ihn in die Lage, mit "On & On" etwas zu erschaffen, das einem musikalischen Perpetuum Mobile ziemlich nahekommt.

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Alex Izenberg

Caravan Château

(Domino)

Man müsste Klavier spielen können, wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen. Sehr wahrscheinlich, ohne die Kernaussage des Vierzigerjahreschlagers überhaupt zu kennen, handelt Alex Izenberg danach. Mobilisiert sogar ein Orchester und übernimmt obendrein nahezu jedes Instrument selbst, um das andere Geschlecht zu beeindrucken. Würde er von einer etwaigen Gefährtin erwarten, dass sie wegen ihm ihr eigenes Leben aufgibt? Wie es das Drehbuch des Revuefilms, aus dem besagter Schlager stammt, für die zukünftige Gattin der Hauptfigur, verkörpert durch Johannes Heesters, vorsah?

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Courtney Marie Andrews

Old Flowers

(Loose/Fat Possum/Rough Trade)

Neujahr 2018 ist es gewesen, im Garten hinterm Haus der Mutter, als ein Waldkauz tot vom Himmel fiel, ihrem Lebensgefährten direkt vor die Füße. Wie ein "daunting omen, ushering on change for the both of us" sei ihr das vorgekommen, verrät Courtney Marie Andrews im eigenhändig verfassten Presseinfo. Die Beziehung hält noch das nächste Jahr, dann ist Schluss. Den Trennungsschmerz verarbeitet "Old Flowers" im Sinne des Titelsongs, demzufolge es rein gar nichts bringt vertrocknete Blumen zu gießen. Sich die Pflanzen fachgerecht gepresst ins Album seiner Erinnerungen zu heften, macht sehr wohl Sinn.

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Shirley Collins

Heart's Ease

(Domino)

Weithin geschätzt wegen besonderer Fähigkeiten bei der Bewahrung des britischen Folkerbes. Ihr Repertoire überwiegend eine Auswahl handverlesener Traditionals, die sie mehr wiedergibt anstatt dem Material einen individuellen Stempel aufzudrücken. Fast scheint es als sprächen die Vorfahren durch Shirley Collins! Eine gescheiterte Ehe schlägt ihr dann so sehr aufs Gemüt, dass sie fast drei Jahrzehnte nicht mehr vor Publikum singen kann. 2016 schließlich doch ein Comeback und jetzt, im fünfundachtzigsten Lebensjahr, mit "Heart's Ease" das zweite, ausgezeichnete Comebackalbum nach "Lodestar".

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The Jayhawks

XOXO

(Thirty Tigers/Membran)

Das offenbar aus einem Sechzigerjahrekatalog für portable Schallplattenspieler abgemalte Frontcover bedeutet etwas. Die junge Dame, vertieft in ihre Vinylscheiben, verkörpert eine Epoche notorischer Gruppenbildung. Wichtigster Impulsgeber sind die Beatles gewesen, vier Liverpooler Vorstadtjungs, die, obwohl verschieden vom Charakter her, den Alltag wenigstens zeitweise gemeinsam als Gleichberechtigte bewältigen wollten. Schmerzlich vermisst dieses Element in unserer weitgehend entsolidarisierten Selfiegesellschaft der Gegenwart, von den Jayhawks hier aber mit Vehemenz beschworen.

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The Green Apple Sea & Wayne Graham

Less Than Familiar

(K&F)

Nürnberg in Bayern trifft Whitesburg, Kentucky. Eine transatlantische Rückkopplung sozusagen und keineswegs überraschend zustande gekommen, weder so noch so. War nicht Johnny Cash als US-Armist im bayrischen Landsberg stationiert, um den Funkverkehr der Sowjets abzuhören? Hatten Wayne Graham bei ihrem Album "Joy!" nicht deutsche Sessionmitstreiter, die der amerikanischen Rootsspielweisen mächtiger gewesen sind als mancher Amerikaner? Hier teilen sich Kenny und Hayden Miles eine EP mit Stefan Pranges The Green Apple Sea.

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